Leopoldshöhe. Was passiert auf dem Fillies-Gelände in Bechterdissen? Diese Frage wurde schon häufig an der Gemeindeverwaltung gerichtet. Im Hauptausschuss berichtete Bürgermeister Gerhard Schemmel am Donnerstag, dass der Investor, die Immobiliengruppe „Dolphin", insolvent und in einen „riesengroßen Finanzskandal" verwickelt sei. „Man spricht von einem milliardenschweren Betrug, der gleich hinter Wirecard angesiedelt ist", sagte Schemmel.
Bereits im vergangenen Jahr häuften sich die Berichte in den Medien über das zweifelhafte Gebaren des Unternehmens. „Rätselhafte Geschäfte" lautete ein Filmbeitrag des Bayerischen Rundfunks über „Dolphin". „Verärgerte Kommunen, wütende Kleinanleger und enttäuschte Mieter", stellte der Hessische Rundfunk im Mai 2019 fest. Am 22. Juli 2020 nun hat das Amtsgericht Bremen über das Vermögen der AS German Property Group GmbH (Dolphin Capital GmbH) das vorläufige Insolvenzverfahren angeordnet. Das „Handelsblatt" kommentierte den Vorgang: „Möglicher Milliardenbetrug mit Immobilien ruft Staatsanwaltschaft auf den Plan".
Die „Dolphin"-Gruppe soll 80 Objekte gekauft haben

Wie Bürgermeister Schemmel mitteilte, sollten laut Geschäftsmodell Schrottimmobilien und denkmalgeschützte Gebäude saniert und weiterverkauft sowie Grundstücke entwickelt werden. Bundesweit haben zahlreiche Gemeinden Immobilien an die Projektgesellschaften der „Dolphin"-Gruppe verkauft. Es soll sich um etwa 80 Objekte handeln. Die Sanierung unterblieb jedoch in den meisten Fällen und die Gebäude verwahrlosten. Auch für das Fillies-Gelände gab es hochfliegende Pläne. Zur Finanzierung der Vorhaben wurden ausländische Anleger angesprochen. „Ihnen wurde der Himmel auf Erden angesprochen, zum Teil wurde eine Rendite von zehn Prozent und mehr zugesagt", sagte Schemmel. „Tatsächlich hat sich aber nur wenig getan."
In England haben Anleger teilweise ihre komplette Altersvorsorge über private Pensionskassen in „Dolphin" investiert. Bis zu einer Milliarde Euro könnte das Unternehmen weltweit von Anlegern erhalten haben. Jetzt bangen sie um ihr Geld.
Neun Jahre lang lag das Fillies-Gelände brach
Sascha Borowski, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, schrieb in einer Pressemitteilung: „Ob die Gesellschaften weiterhin über das eingesammelte Vermögen verfügen ist fraglich. Berichten zufolge wurden seit 2016 keine Jahresabschlüsse mehr veröffentlicht, weshalb die Werthaltigkeit der Forderungen fraglich ist."
Bürgermeister Gerhard Schemmel empfahl den Hauptausschuss-Mitgliedern, sich im Internet über „Dolphin" zu informieren. „Dann haben Sie eine Ahnung, wie es um das Fillies-Grundstück bestellt ist."
Im Jahr 1914 wurde an der Heeper Straße die Tischlerei Fillies gegründet. Daraus entwickelte sich ein Möbelhaus mit 15 Mitarbeitern. 2003 wurde der Betrieb nach 90 Jahren geschlossen. Zwischen 1958 und 2018 prägte der markante Turm mit dem Firmennamen das Ortsbild von Bechterdissen. In der oberen Etage wurde ein Café betrieben, später zog eine Pizzeria ein, zuletzt wurde der Turm von einer Malschule genutzt.
Neun Jahre lang lag das knapp 11.000 Quadratmeter große Firmengelände brach. Es wurde 2013 an eine der zahlreichen „Dolphin"-Projektgesellschaften verkauft. Im selben Jahr wurde ein Bebauungsplan beschlossen, der entsprechend den Plänen Stadtvillen und Reihenhäuser vorsah. Anfang 2018 begann der Abriss der Gebäude.
Die Dolphin Capital als Investorin wollte sechs Stadtvillen und 15 Reihenhäuser mit 48 Wohneinheiten errichten.
September 05, 2020 at 03:03AM
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Projektplan für das Fillies-Gelände geplatzt - Investor in dubiose Geschäfte verwickelt | Lokale Nachrichten aus Leopoldshöhe - Lippische Landes-Zeitung
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