Ein Großstadt-Trend nimmt Kurs auf die Insel: Immer mehr Urlauber fragen nach veganen Produkten.
Nordseeinseln und Vegansimus – was für manche nach Kontrastprogramm klingt, wird auf Föhr und Amrum zunehmend zur Realität. Im Schlaraffenland der Friesentorte und der deftigen Hausmannsküche sehen sich Gastronomen und Einzelhändler mit einer zunehmenden Nachfrage nach veganen Produkten konfrontiert. Und das, obwohl sich laut einer Statista-Umfrage derzeit nur 0,81 Prozent der deutschen Bevölkerung als „vegan lebend“ bezeichnen würden. Ist es bloß ein Trend? Oder ein sich etablierender Wandel?
„Vegane Lebensmittel sind ein Wachstumssektor. Er geht nicht durch die Decke, aber es gibt spürbar mehr gezielte Nachfragen. Besonders bei Obst und Gemüse steigen die Umsätze“, sagt Christoph Mossmann, Inhaber der Bio-Düne.
Seit 1999 bietet der Amrumer in seinem Bio-Laden vegane Produkte an: Das Sortiment reicht von den Klassikern wie Brotaufstrichen bis zu veganen Backwaren. Einheimische gehören jedoch nach wie vor nicht zu seinen „veganen Stammkunden“, berichtet Mossmann. Dennoch bemerkt der Einzelhändler eine positive Entwicklung in der Gastronomie: „Ich wünsche mir, dass noch mehr Gastronomen auf den Zug aufspringen und nicht nur vegane, sondern auch qualitativ hochwertige Produkte in ihre Küche aufnehmen“, sagt Mossmann.
Im Hotel Seeblick gehören vegane Gerichte schon seit einiger Zeit zum festen Bestandteil der Speisekarte. Auch im Strunluuker, in der Keksdose und in Cafés wie die Kaffeeflut experimentieren Amrumer Gastronomen zunehmend mit veganen Lebensmitteln.
Amrums Tourismus-Chef Frank Timpe begrüßt diese Entwicklung: „Man merkt, dass sich Geschäftstreibende dem Zeitgeist öffnen. Ich denke wir sind mittlerweile gut aufgestellt, wenn es um das Angebot für Selbstversorger geht. Aber auch im gastronomischen Bereich stellt man sich nach und nach darauf ein.“
Timpe sieht die steigende Nachfrage nach veganem Essen im Zusammenhang mit dem generellen Trend „bewusste Ernährung“. Wer sich vorab über den Urlaub und das kulinarische Angebot auf Amrum informiert, soll es in Zukunft als Veganer leichter haben: Timpe und sein Team haben den neuen Gastroführer danach ausgerichtet. In ihm sind vegane oder vegetarische „Anlaufstellen“ nun explizit ausgewiesen und sollen den Urlaubern somit die Orientierung erleichtern.
Auch auf Föhr bemerkt man den Trend: „Vor vier Jahren hat das ungefähr angefangen“, berichtet Kerrin Pergande, Inhaberin der Kerzenscheune. Urlaubsgäste hätten zwar vereinzelt, aber doch verstärkt nach veganen Produkten in ihrem Café gefragt. „Und dann habe ich einfach mal angefangen, Rezepte auszuprobieren. Mir war aber wichtig, dass es auch bei den Otto-Normal-Verbrauchern ankommt“, berichtet die Café-Inhaberin.
Mittlerweile kämen Urlauber sogar extra wegen der Angebote, die frei von tierischen Produkten sind, in die Kerzenscheune. Einheimische seien jedoch zu Beginn eher skeptisch gegenüber den neuen Angeboten gewesen. Bisher beschränkt sich das vegane Essen bei ihr auf die Kuchen: „Ich bin derzeit am Ausprobieren, was wir noch auf die Karte nehmen können“, sagt Pegande.
Was in der Großstadt Trend ist, findet über lang oder kurz den Weg auf die Insel – dessen ist sich auch Föhrs Tourismus-Chef Jochen Gemeinhardt bewusst. „Noch ist das eine Nische“, sagt Gemeinhardt, „doch die Nachfrage wird weiter wachsen.“ Von vielen Gastronomen höre er, dass zunehmend vegane Produkte nachgefragt werden – „und es wird flexibel darauf reagiert“, berichtet der Tourismus-Chef angetan.
Feste vegane Gerichte auf der Karte würden sich für die meisten Gastronomen jedoch noch nicht lohnen. Aber: „Das Angebot ist sicherlich noch ausbaufähig. Ich finde Spezialisierung gut.“ Und gerade im Zuge der sich entwickelnden Saisonverlängerung auf der Insel hätte ein rein veganes Restaurant aus seiner Sicht „durchaus eine Chance“.
Auch das Föhrer „CoffeeFee“ experimentiert seit einiger Zeit mit veganen Angeboten. Und hier fällt die Bilanz etwas anders aus: „Das wird, um ehrlich zu sein, aber eigentlich gar nicht nachgefragt“, resümiert Inhaberin Mareike Hassold. Zu Beginn hätten sie noch vegane Kuchen angeboten, „aber die wollte wirklich keiner.“ Junge Paare und Familien mit Kindern – die Zielgruppe, die vom veganen Angebot eigentlich angesprochen werden sollte, reagierten laut Hassold kaum auf die entsprechenden Produkte. Mittlerweile gäbe es aber dauerhaft zwei vegane Suppen im Angebot und zudem die Möglichkeit, vegane Alternativen zu erhalten: beispielsweise bei Milch oder Bagels. Für ein rein veganes Café sieht Hassold aus Sicht einer Gastronomin schwarz. Gerade die Einheimischen würden die Tradition lieben: „Die Winterpause ist lang und hart. Da ist man nun mal auf die Einheimischen angewiesen“, sagt Hassold.
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