
Massentourismus oder sanftere Formen des Urlaubs? Beim Zukunftsforum wurde außerhalb der üblichen „Blasen“ gedacht.
– Etwas neues probierten die Veranstalter des „Wieser Zukunftsforums“ heuer aus: Statt den üblichen Vorträgen zuzuhören, mussten die 15 Teilnehmer selbst aktiv werden. Sie stellten Thesen zum Thema „Tourismus und Nachhaltigkeit“ auf, diskutierten diese in Gruppen und präsentierten das Ergebnis im Plenum. Dabei sollten die Teilnehmer unter Anleitung der Moderatoren des Kommunikations-Unternehmens „unbubbled“ ihre „Denkblasen“ verlassen – um so gegenteilige Ansichten verstehen zu können.
Eine Gruppe brachte das Thema auf einen einfachen Nenner: „Die Freiheit des Einzelnen und globaler Klimaschutz sind unvereinbar.“ Trotzdem sprachen sich diese Teilnehmer dafür aus, das „Recht auf Urlaub“ als ein Menschenrecht zu betrachten. Dies bedeute, dass es Massentourismus geben müsse. Dr. Stefan Emeis rechnete vor, dass bei nur einer Woche Urlaub im Jahr ständig über 100 Millionen Menschen Urlaub machen. Marcus Reichenberg hielt eine Beschränkung für sinnvoll: Flugreisen sollte man nur alle zehn Jahre machen, um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Zur Reduzierung des Flächenverbrauchs schlug ein Teilnehmer den Betrieb von „Lufthotels“ vor: Die Zeppeline sollen über touristischen Gebieten unterwegs sein, und wer wolle, könnte sich zur Sehenswürdigkeit abseilen.
Nicht begeistern konnten sich die Teilnehmer für Kreuzfahrtschiffe. Diese sollten besser in Katastrophengebiete gefahren werden, um dort als Notunterkunft für die Bevölkerung zu dienen, so eine Anregung. Auch als zusätzlicher Wohnraum in Hafenstädten könnten sie verwendet werden, hieß es. Ein grundsätzliches Problem sahen viele darin, dass es Bürgermeister als chic ansehen, auf Tourismus zu setzen – auch wenn sich ihre Gemeinde nicht dafür eignet. „Wer will schon nach Bielefeld?“ meinte Helmut Dinter. Der Wessobrunner Bürgermeister sieht auch für seine Gemeinde keinen Sinn im Tourismus. Es kämen nur Tagesgäste, die sich Kloster und Eibenwald anschauten, aber diese Sehenswürdigkeiten reichten nicht für einen längeren Urlaub. Dinter würde am liebsten aus dem Tourismusverband Pfaffenwinkel austreten, da der Tourismus die Gemeinde mehr koste als er ihr bringe.
So ganz aus ihrer Blase heraus kamen die Teilnehmer des Zukunftsforums aber nicht: Es waren wieder nur die zusammengekommen, die fast immer kommen. Vertreter von Tourismusverbänden, Hoteliers und Reiseveranstalter hingegen fehlten.
Alfred Schubert
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