Münster (gl) - Die Tourismusbranche in Westfalen-Lippe wächst weiter stark. Die Beherbergungsbetriebe knackten im Jahr 2016 erstmals die Marke von 25 Millionen Übernachtungen. Das waren 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer für Westfalen-Lippe hervor.
Der 177 Seiten starken Jahresbericht, der sich mit der Tourismusentwicklung der Region beschäftigt, ist am Dienstag veröffentlicht worden.
Demnach setzt sich der positive Trend auch 2017 fort: In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres legten die Übernachtungszahlen noch einmal um 5 Prozent zu. Diese Entwicklung macht sich auch in den steigenden Umsatzzahlen des Gastgewerbes bemerkbar – sie erhöhten sich in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen fünf Jahren von 12,5 auf 14,3 Milliarden Euro (+ 15 Prozent).
Dementsprechend gut ist die Stimmung in der Branche: Neun von zehn Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben sind mit der Geschäftslage sehr zufrieden.
In den vergangenen fünf Jahren hat das Gastgewerbe in Nordrhein-Westfalen rund 22.900 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen geschaffen (insgesamt 169.000 Beschäftigte in NRW / 1.026.000 bundesweit). Trotz der steigender Beschäftigungszahlen gibt es Besetzungsprobleme in der Tourismusbranche, die – so ein Ergebnis des Tourismusbarometers – ein Imageproblem hat. Schlechte Bezahlung, viele Überstunden und mangelnde Perspektiven werden ihr zugeschrieben. Fachkräfte- und Nachwuchsmangel sind die Folge.
In Nordrhein-Westfalen geben 38 Prozent der Betriebe an, dass sie offene Stellen längerfristig nicht besetzen können. Die Gastronomie (42 Prozent) ist davon stärker betroffen als das Beherbergungsgewerbe (33 Prozent). Gesucht werden vor allem Köche und Restaurantfachkräfte. Die größte Herausforderung besteht aber in der Besetzung offener Ausbildungsstellen: Insgesamt 937 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt.
Das Gastgewerbe erkennt zunehmend den Ernst der Lage und steuert gegen: mit Imagekampagnen, einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mit verstärkter Anwerbung älterer und ausländischer Mitarbeiter. Zudem sieht die Branche in der Möglichkeit, Flüchtlinge einzustellen, eine Chance, um offene Arbeits- und Ausbildungsstellen zu besetzen. Rund 25 Prozent der Betriebe in Nordrhein-Westfalen und etwa ein Drittel der deutschen Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe geben an, dass sie als Gegenstrategie zum Fachkräftemangel Flüchtlinge einstellen möchten. Zum Befragungszeitpunkt im Herbst 2016 wurden bereits in 14 Prozent der deutschen und 15 Prozent der nordrhein-westfälischen Betriebe Flüchtlinge beschäftigt.
Einen besonderen Schwerpunkt legt der Tourismusbarometer-Jahresbericht der westfälisch-lippischen Sparkassen in diesem Jahr auf das Thema „Tourismus als Stabilisator und Impulsgeber für die Regionalentwicklung“. In ländlichen Räumen gefährden Abwanderung, infrastrukturelle Ausdünnung und zunehmender Leerstand die Aufrechterhaltung der kommunalen Handlungsfähigkeit.
In den altindustriellen Ruhrgebietsstädten steht neben der Bewältigung des demografischen Wandels vor allem eine Imageveränderung zu modernen und attraktiven Dienstleistungs-, Kultur- und Erlebniszentren im Mittelpunkt. Die Regionen können vom Impulsgeber Freizeit und Tourismus profitieren – der Vizepräsident des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, Jürgen Wannhoff, erklärt warum: „Mit dem Ausbau der Freizeitinfrastruktur sowie einem über-durchschnittlichen Angebot an Gastronomie, Kultur- und Shopping steigert die Tourismus- und Freizeitwirtschaft auch in Westfalen-Lippe die Lebensqualität für Einwohner und Besucher.“ Der Status „Urlaubs-, Ausflugs- und Naherholungsziel“ helfe den Städten und Regionen bei dem im Standortwettbewerb entscheidenden Imagewandel.
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