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vonHelen Schindler
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Judith Köneke
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Der Frankfurter Goetheturm ist am Dienstag wieder aufgebaut worden. Hunderte beobachteten das Spektakel – und hatten Gelegenheit für manch lockeren Spruch.
- Der Frankfurter Goetheturm im Stadtwald war durch Brandstiftung zerstört worden.
- Jetzt wurde er wieder aufgebaut.
- Hunderte Menschen schauten zu.
Frankfurt – Dienstagabend (28.07.2020) um 18 Uhr ist es endlich so weit: Der neue Goetheturm steht. Elf Stunden lang haben die Bauarbeiter am Dienstag getüftelt, bis das Frankfurter Wahrzeichen wieder aus den Baumkronen des Stadtwalds ragt. „Das hat alles soweit super geklappt“, sagt Projektleiter und Zimmermeister Benedikt Max. Bis zum frühen Nachmittag laufen die Arbeiten nach Plan, doch dann macht der Wind dem weiteren Aufbau zwischenzeitlich einen Strich durch die Rechnung. Wegen zu starker Windböen verzögert sich das Aufsetzen der Dachkonstruktion. Um 18 Uhr, einige Stunden später als geplant, ist es dann windstill genug, um die Aussichtsplattform und das Dach doch noch zu montieren – zur Freude derjenigen, die den Aufbau den gesamten Tag über verfolgt hatten.
Hunderte sind in den Stadtwald gekommen, um mitzuerleben wie ihr Wahrzeichen, das 2017 in Flammen aufging, zusammengesetzt wird. Handys, Fotoapparate und Videokameras halten fest, wie die letzten zwei Teilstücke mithilfe eines Spezialkrans aufeinander gesetzt werden. „Das geht ja schneller, als ein Billy-Regal zusammenzubauen“, witzelt ein Zuschauer. Tatsächlich wird seit dem Morgen gearbeitet, die Arbeiter klettern auf dem Turm herum und werden mit Hebebühnen an die richtigen Stellen gefahren. Die großen Holzelemente waren in den vergangenen Wochen am Boden verschraubt worden.
Goetheturm auch mithilfe von Spenden aufgebaut
Der Sachsenhäuser Peter Miethner hat extra das passende T-Shirt angezogen. „Uffbaue 1931-2017“ steht unter der Konterfei des Turms. Das hatte er nach dem Brand bei einer Spendenaktion erworben. Rund 200.000 Euro kamen von Bürgerinnen und Bürgern zusammen. Der 65-Jährige freut sich sehr, dass Frankfurt wieder ein Wahrzeichen zurückbekommt. „Er gehört einfach dazu, wie der Römer oder der Henninger-Turm.“ Seit März sei er jeden Tag hier gewesen und dokumentierte den Verlauf mit seinem Handy. Er habe bestimmt 200 Bilder gemacht und etliche Minifilmchen.
Viele der Schaulustigen besuchten die Baustelle regelmäßig. So auch Helga, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Offenbacherin sei immer mal wieder vorbeigekommen, um sich den aktuellen Stand der Dinge anzusehen. „Ich war selbst schon als Kind hier, später dann mit meinen eigenen Kindern“, erzählt sie. Als der Turm abbrannte, sei sie sehr traurig gewesen. Auch Rainer Dorst und seine Frau Elke haben eine emotionale Bindung zum Goetheturm. „Meine Frau ist im Sachsenhäuser Landwehrweg aufgewachsen“, erzählt Rainer Dorst. Seit halb zwölf verfolgt das Ehepaar die Aufbauarbeiten gespannt.
Der neue Turm
Der Goetheturm wird für rund 2,4 Millionen Euro rekonstruiert, davon übernimmt 2,13 Millionen die Versicherung, 100 000 die Stadt. Die Höhe des Turms, 43 Meter, gleicht der des alten. Die Grundfläche misst neun mal neun Meter. Dieses Mal kommt das Holz nicht aus dem Stadtwald, sondern aus Südfrankreich, Nordspanien und dem Schwarzwald. Das Baumaterial besteht aus 120 Kubikmetern (circa 72 Tonnen) Holz aus Edelkastanie (48 Rundstützen, Streben, Riegel), 30 Kubikmeter (rund 24 Tonnen) Eiche (Stufen, Podestbelag, Geländer) sowie 35 Tonnen Stahl (Treppenunterkonstruktion, Verbindungsteile).
Abschließend wird der Turm mit einem dünnen, transparenten Netz verkleidet und so gesichert, dass ein Betreten außerhalb der Öffnungszeiten nicht möglich sein soll. Auch ein Zaun ist vorgesehen. Der Turm wird im Auftrag des Grünflächenamtes errichtet, die Projektleitung liegt beim Amt für Bau und Immobilien. Bis 1999 , als er vom Jahrtausendturm in Magdeburg abgelöst wurde, war der Goetheturm der höchste öffentlich zugängliche Holzbau Deutschlands. jkö
Manche, die hier mehrere Stunden verbringen, haben es sich in einem Stuhl gemütlich gemacht, so wie Petra Luxemburger vom Sachsenhäuser Vereinsring. Wasser und Frikadellen hat sie auch dabei. Sie ist froh, wenn bald wieder das Goetheturmfest gefeiert werden kann - und nicht mehr nur auf einem leeren Platz. Sie erinnert sich noch gut an den Tag im Oktober vor drei Jahren, als der Turm brannte, auch damals war die 65-Jährige vor Ort. „Ich war fassungslos, die meisten hatten Tränen in den Augen.“ Das neue Bauwerk sehe toll aus, gut sei auch, dass man darauf geachtet habe, nachhaltig zu bauen. Dass die Verbindungselemente etwa aus Stahl seien, um Fäulnis zu verhindern.
Neuer Goetheturm in Frankfurt mit baulicher Raffinesse
Über die baulichen Raffinessen weiß auch Uwe P. einiges zu berichten. Den früheren Baumechaniker hat sein berufliches Interesse hergelockt. „Die Passgenauigkeit, mit der die einzelnen Teile aufeinander gesetzt werden, ist beeindruckend“, schwärmt er. Dass die unteren Treppenstufen des Turms aus Stahl gefertigt wurden, habe Brandschutzgründe, weiß P. Ebenfalls aus Brandschutzgründen sei Rundholz verwendet worden, das weniger schnell brenne.
Guten Morgen Frankfurt!!❤❤
— Kurierprinzessin (@Kurierprinzess1) July 29, 2020
Was hab ich den morgendlichen Blick auf den #Goetheturm vermisst!!😍
Jetzt ist in #Oberrad das Herz und die Seele vereint!!❤😍 pic.twitter.com/q39YfETqqI
Maximilian Gabler beobachtet den Wiederaufbau mit der Familie. Sein vierjähriger Sohn wird bald zum ersten Mal auf den 43 Meter hohen Turm steigen. Gabler ist begeistert, das helle Holz sei wunderschön. „Er ist mächtig, aber trotzdem elegant.“ Seine Frau freut besonders, dass er originalgetreu rekonstruiert wurde. Dafür sprachen sich die meisten Frankfurterinnen und Frankfurter in einer Umfrage aus.
„Und wer darf dann als erster hoch?“, fragt ein Mann die Umstehenden. „Erstmal bestimmt die Politiker“, antwortet sein Gegenüber. Die Stadt überlegt noch, wie sie am besten und gerecht vorgeht. „Es wird bestimmt einen Run geben“, sagt Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne). Vielleicht vergebe man die ersten Slots per Losverfahren, auf das man sich bewerben kann. Bis Oktober müssten sich die Besucher aber noch gedulden. Denn der Turm muss noch von der Stadt abgenommen werden. Dann wird die Außenanlage neu gestaltet. Heilig ist sehr glücklich, „dass die tiefe Wunde, die der Brand aufgerissen hatte, nun wieder geschlossen ist“.
Baudezernent Jan Schneider (CDU) macht sich ebenfalls ein Bild der Baustelle. „Der Turm sieht noch schöner aus als auf den Plänen.“ Er hatte das Holz schon damals in dem Werk der Baufirma Amann im Schwarzwald gesehen. Aber ihn jetzt hier im Wald zu sehen, sei schon eindrucksvoll. Und auch Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) sieht sich am Nachmittag die Baustelle an. „Das Abfackeln des Turms war ein Anschlag auf das Herz der Frankfurter. Es gab viel Trauer, aber auch viel Wut“, sagt er. Er freue sich über das große Interesse der Frankfurterinnen und Frankfurter.
Am Donnerstag (30.07.2020) dürfte es wieder voll werden im Stadtwald. Dann wird mit den beteiligten Firmen Richtfest gefeiert. (Von Judith Köneke)
July 29, 2020 at 12:20PM
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