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Nach ADAC-Kritik: Camping-Betreiber zählen weiter auf deutsche Gäste

TOURISMUS ⋅ Der deutsche Automobilclub ADAC rät wegen zu hoher Preise von Campingferien in der Schweiz ab. Zentralschweizer Campingplatz-Betreiber rechtfertigen jetzt ihre Preise und hoffen, dass die Kritik keinen Rückgang der deutschen Gäste zur Folge hat.

Stefanie Nopper
stefanie.nopper@luzernerzeitung.ch

Die Schweiz liegt europaweit auf Rang 1 der teuersten Campingplätze – eine Nacht kostet für eine Familie mit einem 10-jährigen Kind 46,78 Euro. So zeigt es der deutsche Automobilclub ADAC in einem aktuellen Preisvergleich, den er für seinen «Campingführer 2018»  erhoben hat. Er rät von Ferien in der Schweiz ab. «Die Berge in Deutschland sind genauso schön wie in der Schweiz – aber viel günstiger», so sein Fazit.

Diese Nachrichten kommen auf den Campingplätzen in der Zentralschweiz nicht gut an, wie unsere Umfrage zeigt: «Es ist für uns unverständlich, dass der ADAC so etwas behauptet», sagt Richard Hess, Campingplatzleiter vom LidoLuzern. «Die Berge in Deutschland sind doch überhaupt nicht vergleichbar mit den Schweizer Alpen und mit unserer Gastfreundschaft.»

Auch Christian Koch, Leiter des CampingsSursee, bedauert: «Diese Empfehlung ist schade und schlecht für uns Touristiker.» Er hofft, dass der Bericht für seinen Campingplatz wenig Auswirkungen haben wird. Denn: «Wir hatten noch nie so viele Übernachtungen von deutschen Touristen wie letztes Jahr.» Sollte der Camper aber ausschliesslich aufs Budget schauen, dann werde dieser die Schweiz sowieso meiden und keine langen Strecken fahren. Denn der Treibstoff sei neben den Autobahngebühren auch nicht billig.

Koch verteidigt die Schweizer Preise: «Mit all den positiven Voraussetzungen, welche die Schweiz bietet, muss sich unser Land nicht unter Wert verkaufen.» So seien die Tarife auf dem Camping Sursee «absolut preiswert». Eine Familie mit Kind zahlt in der Hochsaison rund 35 Franken (30 Euro) pro Nacht. Dies entspreche den Preisen in Süddeutschland mit 29,13 Euro (siehe Box). 

Gäste schätzen, was sie in der Schweiz bekommen

Bei den regionalen Campingplätzen des Touring Clubs Schweiz (TCS) in Horw und Sempach macht man positive Erfahrungen mit deutschen Gästen. «Erst kürzlich verbrachte ein deutsches Paar mehrere Tage bei uns. Es war begeistert und will wiederkommen», freut sich Beat Herzog, Leiter des TCS-Campingplatzes in Sempach. Und TCS-Mediensprecher David Venetz fügt an: «Wir gehen nicht davon aus, dass sich unsere Gäste vom ADAC-Bericht beeinflussen lassen. Sie wollen in die Schweiz und wissen, was sie bei uns bekommen.»

Die Zahl der Logiernächte aller TCS-Campingplätze schweizweit erhöhte sich im letzten Jahr um 8 Prozent auf rund 530 000. «Darum gehen wir davon aus, dass auch 2018 eine gute Saison werden wird.» Auf dem TCS Campingplatz in Horw zahlen die Gäste für einen Standardplatz pro Nacht 44 Franken (36,70 Euro) in der Nebensaison – und 57,50 Franken (47,95 Euro) in der Hauptsaison, in Sempach 49,50 (41,28 Euro) beziehungsweise 65 Franken (54,24 Euro).

Viele Campingplätze sind nicht zwingend auf deutsche Touristen angewiesen. «Unser Camping hat sich in der Szene gut etabliert. Der deutsche Gast ist zwar – wie jeder Gast – ein wichtiger Kunde für den Camping Seefeld, aber die Schweizer Gäste machen bei uns am meisten Logiernächte aus», sagt Max Thoma, Betriebsleiter des Campingplatzes Seefeld inSarnen. Rund 82 Prozent seiner Gäste kommen aus der Schweiz, darunter auch viele Stammgäste. Beim derzeitigen Eurokurs liegt die Übernachtung in Sarnen umgerechnet bei 41,67 Euro.

Preisvergleiche, wie jener des ADAC erachtet Thoma als problematisch. «Es werden weder die Lage der einzelnen Campingplätze, die Dienstleistungen noch die Infrastrukturen berücksichtigt. Diese Parameter sind für die Kunden neben den Preisen aber sehr wichtig.» Wenn das Preis-Leistungsverhältnis stimme, seien die Kunden gerne bereit, etwas mehr dafür zu bezahlen.

Deutsche oftmals nur auf der Durchreise in der Schweiz

Auf dem Campingplatz in Flüelen beobachtet man bereits seit mehreren Jahren, dass die Preise für Deutsche zu teuer sind. «Wir haben vor allem Schweizer Gäste – gefolgt von Deutschen und Holländern, die auf der Durchreise sind», sagt Florian Jauch, Geschäftsführer von AF Sport GmbH, welcher den Campingplatz Flüelen betreibt. «Unsere mehrtägigen Feriengäste sind fast nur Schweizer.»

Positive Euro-Entwicklung macht Camping wieder attraktiver

Zuversichtlich zeigt sich indes der Luzerner Tourismusdirektor Marcel Perren: «Dank der positiven Entwicklung vom Euro ist die Schweiz auch für Camping-Gäste wieder attraktiver geworden.» Insofern hätte er sich vom ADAC auch einen positiven Aufruf gewünscht. Den deutschen Gästen sei zudem bewusst, dass ihr Euro in der Schweiz wieder an Wert zugelegt habe.

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Die europaweiten Campingpreise in der Übersicht

Auflistung von teuer bis günstig, Preise für eine Familie mit einem Kind:

Schweiz

46.78 Euro

Italien

46.35 Euro

Dänemark

41.32 Euro

Niederlande

40.94 Euro

Spanien

39.94 Euro

Frankreich

36.55 Euro

Österreich

34.31 Euro

Schweden

31.11 Euro

Deutschland

29.13 Euro
 


Europäischer Durchschnitt: 35.50 Euro

Quelle: ADAC

HINWEIS
Hier geht es zum ausführlichen Bericht des Automobilclubs ADAC.

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