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Tourismus boomt - Mangel an Personal

Der Tourismus boomt, die Nächtigungen steigen, doch die Hoteliers brauchen mehr Personal.

“Der Mangel an Fachkräften ist teilweise wirklich schon eklatant”, sagte Branchensprecherin Petra Nocker-Schwarzenbacher vor Journalisten in St. Johann im Pongau. Ein Betrieb in Seefeld habe mangels Mitarbeiter ein ganzes Stockwerk gesperrt. Gesucht werden vor allem Köche und Kellner, aber auch Hilfskräfte.

9.100 Kellner zusätzlich gesucht

Allein in den sieben Jahren von 2016 bis 2023 werden in Österreich in Summe voraussichtlich 7.000 Köche und 9.100 Kellner zusätzlich gesucht, wie aus einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) hervorgeht, die im Auftrag des Arbeitsmarktservice (AMS) erstellt wurde. Insgesamt müsse die Beherbergungs- und Gastronomiebranche in dem Zeitraum 36.000 zusätzliche Beschäftigte finden – davon 20.500 (57 Prozent) Teilzeit- und 15.500 (43 Prozent) Vollzeitkräfte.

Besonders stark davon betroffen sind der mittelfristigen Beschäftigungsprognose zufolge Wien (9.200), Tirol (6.600), Niederösterreich (4.700) und Salzburg (4.100); am wenigsten das Burgenland (1.300), Kärnten (1.400) und Vorarlberg (1.900).

“Pro 1.000 Euro teurer Annonce meldet sich ein Kellner, der noch fünf andere Vorstellungsgespräche hat”, berichtete die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich, die auch selbst ein Hotel führt. “Wir sind da etwas in einer defensiven Position.” Es sei notwendig, das Image zu verbessern und die Bedingungen, die gewünscht seien, zu liefern.

40 Prozent weniger Lehrlinge

Es wollen auch immer weniger eine Lehre im Tourismus anfangen – in den zehn Jahren zwischen 2006 und 2016 verringerte sich die Anzahl der Lehranfänger in der Branche laut Statistik Austria um fast 40 Prozent von 5.268 auf 3.161. “Es hat in allen Branchen einen gewissen Rückgang gegeben”, sagte der Ökonom Martin Kocher vom Institut für Höhere Studien (IHS). In der gesamten Wirtschaft sei die Lehrlingszahl in dem Zehnjahreszeitraum aber nur um 23 Prozent, also deutlich weniger massiv als in der Hotellerie und Gastronomie, von 45.155 auf 34.608 zurückgegangen.

Im Tourismus komme noch hinzu, dass die Ausbildung in den ersten zwölf Monaten nach Lehrbeginn überdurchschnittlich häufig abgebrochen werde. “Die Betriebe sind oft sehr klein, und wenn es mit dem Chef nicht klappt, kann der Lehrling nicht einfach innerhalb des Unternehmens wechseln”, so der IHS-Chef. “Wir haben unverhältnismäßig mehr Lehrlinge mit Migrationshintergrund, darunter viele Analphabeten – einige geben auf”, ergänzte Nocker-Schwarzenbacher.

Als Grund für den Mitarbeitermangel in Gastronomie und Hotellerie wird immer wieder die angeblich schlechte Bezahlung angeführt. Tatsächlich wird die Branche erst heuer im Mai den Mindestlohn von 1.500 Euro brutto für eine Vollzeitbeschäftigung erreichen. Von der Anhebung würde rund die Hälfte der 220.000 Beschäftigten profitieren, rechnete kürzlich die Gewerkschaft vida vor.

In der letzten Kollektivvertragsrunde wurde des weiteren eine Anhebung der Lehrlingsentschädigung um bis zu 30 Euro im Monat und ein Anstieg des Nachtarbeitszuschlages um 50 Cent beschlossen.

Tourismus als Einstiegsbranche

Im Tourismus herrscht bei den Mitarbeitern generell ein starkes Kommen und Gehen: Von den österreichweit insgesamt knapp 4 Millionen Arbeitnehmern waren im abgelaufenen Jahr laut Institut für Höhere Studien (IHS) rund 270.000 ganzjährig im Tourismus tätig. Es gab aber weitere fast 500.000 Personen, die 2017 zumindest einmal in der Beherbergungs- und Gastronomiebranche gearbeitet haben.

Das entspricht einem Achtel aller hierzulande Beschäftigten. “Daran sieht man: Der Tourismus ist oft eine Einstiegsbranche, eine Branche, wo man viel wechselt”, sagte IHS-Chef Kocher. Er verwies auch auf einen relativ hohen Frauenanteil (60 Prozent) und einen relativ großen Anteil von Nicht-Österreichern von 44 Prozent, in der Gesamtwirtschaft liege der Schnitt bei nur 15 Prozent.

Am touristischen Arbeitsmarkt gibt es laut IHS “sehr große regionale und saisonale Unterschiede” – so schwanke etwa die Beschäftigungsdauer je nach Bundesland. “Viele Beschäftigte im Tourismus arbeiten im Schnitt zwei Monate pro Jahr außerhalb der Branche”, berichtete Kocher. 2017 habe der durchschnittliche Beschäftigte 195 Tage im Tourismus, 50 Tage in einer anderen Branche und 120 Tage überhaupt nicht gearbeitet.

In Kärnten ist der Arbeitnehmer mit durchschnittlich 160 Tagen im Gastronomiebereich am kürzesten beschäftigt; in Wien, Niederösterreich und im Burgenland mit 240 bis 260 Tagen im Beherbergungsbereich bzw. 200 bis 220 Tagen in der Gastronomie am längsten.

Kärnten weist auch als typische Sommerurlaubsdestination in den Monaten Juli und August die mit Abstand deutlichsten Ausschläge nach oben beim Beschäftigtenstand aus. Auf der anderen Seite sackt die Zahl der Mitarbeiter in Tirol, Salzburg und Vorarlberg in den Monaten April, Mai und November massiver nach unten ab als in den anderen Bundesländern. Übers gesamte Jahr relativ stabil – mit einer leichten Erhöhung in der Sommerhauptsaison (Juli, August) – ist der Beschäftigtenstand in Oberösterreich, Niederösterreich und im Burgenland.

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