
Die boomende Reisebranche trifft sich zur ITB in Berlin und erwartet ein weiteres Rekordjahr. Dabei ist der Blick auf Ägypten und vor allem auf die Türkei gerichtet, die dank günstiger Angebote wieder im Kommen sind. Von Johannes Frewel
Deutschland feiert anhaltende Beschäftigungsrekorde - auch die Reisebranche erwartet bei den Urlaubsausgaben ein neues Rekordjahr, das wohl sogar die acht Prozent Plus des Vorjahres toppt.
Neben dem Dauerbrenner Spanien und dem wieder erstarkten Griechenland feiern bei der weltweit größten Reisemesse ITB allen politischen und Sicherheitsbedenken zum Trotz vor allem zwei Reiseziele wieder starke Nachfrage: Ägypten und allen voran die Türkei.
Die Deutschen haben ihre Sommerbuchungen für die Türkei nach Branchenangaben verdoppelt und für Griechenland um 40 Prozent aufgestockt. Vor allem deshalb, weil überlaufene spanische Reiseanbieter an der Preisschraube drehen und Urlauber ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis suchen.
"Das hat etwas mit der Preisentwicklung zu tun", analysiert Norbert Fiebig vom Deutschen Reiseverband die Marktverschiebung, "in Ägypten und der Türkei gibt es starke Nachfrage, weil ein so günstiges Produkt gefehlt hat". Die Türkei präsentiert ihre Angebote vom Golftourismus, Segelreisen über Aktivurlaub bis hin zu Wellnessferien auf der ITB, wie auch Ägypten oder Griechenland.
Der stärkste Buchungsmonat Januar bescherte der Branche 18 Prozent mehr Nachfrage als im Vorjahreszeitraum. Der Geldregen in den Kassen der Reisebranche wird von Jahr zu Jahr kräftiger und erreichte 2017 ein Volumen von 91 Milliarden Euro. Besonders komfortabel: Zwei Drittel des Urlaubsgeldes sind als Vorauszahlung schon in der Kasse, lange bevor die Reise angetreten wird.
Generell klettern die Preise gegenüber dem Vorjahr. Zu spüren ist das nicht nur an den beliebtesten Auslandszielen, sondern vor allem auch in Deutschland selbst. Die Tarifgemeinschaft des Reiseverbands einigte sich mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auf 2,5 Prozent mehr Geld für die Tourismusbeschäftigten ab April. Das wird auch in den beliebtesten innerdeutschen Reiseregionen, Bayern und Ostsee, zu spüren sein.
Mecklenburg-Vorpommern kämpft mit sinkenden Buchungszahlen und wirbt als Partnerland der ITB um neue Gäste. Das unstete, zunehmend kühl-windige Wetter als Folge des Klimawandels führt vor allem dazu, dass sich Spontanurlauber entweder in wärmere Regionen orientieren oder aber die Ostsee auf dem Kreuzfahrtschiff genießen. An Land bleiben derweil Zimmer leer.
Der Traum von der Wanderung durch den Grand Canyon oder der Besuch der wildromantischen Pazifikküste im Westen der USA verblasst bei deutschen Urlaubern hingegen zunehmend. Im vergangenen Jahr brachen USA-Reisen um 18, in diesem Jahr um weitere 20 Prozent ein. Norbert Fiebig hat dafür nur eine Erklärung: "Das hat womöglich mit dem Trump-unsympathisch-Effekt zu tun."
Allerdings nicht das starke Minus im US-Geschäft, sondern der starke Tourismus-Run auf andere Reiseziele gelten als ein wesentliches Problem, das die Branche insgesamt beunruhigt. In Spanien gehen Einheimische gegen Touristen bereits auf die Straße, weil sie durch die zunehmende Airbnb-Vermietung von Wohnungen befürchten, verdrängt zu werden. "Das ist ein Thema, das geregelt werden muss", räumt Michael Frenzel, Präsident des Bundesverbands der deutschen Tourismuswirtschaft ein.
Von derzeit 1,3 Milliarden sollen die weltweiten Reiseströme bald auf jährlich 1,8 Milliarden Touristen wachsen. Das Problem, das die Branche als "Overtourism" bezeichnet, gewinnt an Schärfe. "Wenn Sie mit 40.000 Kreuzfahrttouristen am Tag durch Palma laufen, macht das auch keinen Spaß mehr", betont Tourismuspräsident Frenzel. "Wir müssen aufpassen, nicht Opfer unseres Erfolgs zu werden".
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