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Comeback eines Krisenlandes

Die schwierige Wirtschaftslage und die Flüchtlingskrise haben dem Tourismus in Griechenland geschadet. Doch nun feiert das Land ein Comeback - rechtzeitig zur Tourismusmesse ITB.

Michael Lehmann, ARD-Studio Istanbul, zzt. Athen

Partystimmung auf der Dachterrasse des Akropolismuseums in Athen. Ein großes deutsches Reiseunternehmen feiert ein extrem erfolgreiches Griechenlandjahr, mit Liveband, edlen Häppchen und Sekt. Die griechische Tourismusministerin Elena Kountourá ist gekommen und gratuliert dem Reisekonzern persönlich: "Sie kommen genau zum richtigen Zeitpunkt - ich denke, dass sie zu Recht stolz sind auf eine tolle Arbeit bei uns als Reiseveranstalter. Griechenland wird ein wichtiges Gastgeberland bleiben. Herzlichen Dank, dass sie Griechenland für die kommende Saison als Partner ihrer neuen großen Strategie gewählt haben."

Stolz und lange lächelnd lassen sich die griechische Tourismusministerin und der deutsche Reisekonzernchef anschließend ablichten. 3,7 Millionen deutsche Urlauber kamen 2017 nach Griechenland - mehr als aus jedem anderen Land der Welt. Insgesamt waren es gut 27 Millionen Gäste und nochmal etwa vier Millionen Besucher, die mit Kreuzfahrtschiffen als Kurzzeitgäste nach Griechenland fuhren. Sie alle haben für fast 15 Milliarden Euro Einnahmen in Griechenland gesorgt - eine extrem wichtige Zahl für das immer noch krisengeplagte Land.

Zweitbeliebtestes Reiseziel der Deutschen

Aber wie hat Griechenland es geschafft, fast alle anderen Länder auf der Beliebtheitsskala zu überholen und sich hinter Spanien den zweiten Platz der begehrtesten Reiseziele zu sichern? Dauer-Griechenlandurlauberin Monika Schmidt aus Bielefeld nennt ihre Gründe: "Das Preis-Leistungsverhältnis passt, Griechenland hat in all den Jahren nur minimal die Preise erhöht. Man kann nach wie vor gut essen, gut trinken. Die Sonnenliegen kosten umgerechnet fast das gleiche wie zu Drachmenzeiten. Man hat die Sicherheit, dass das Wetter gut ist - ich fahre hier gerne weiter hin."

Doch nicht alle Griechenlandurlauber sind mit einfach nur griechischem Flair zufrieden. Das Land will deshalb beim Thema Wellness und Cluburlaube noch weiter aufholen und attraktiver werden. Zum Beispiel mit mehr Schub für die Dutzenden Thermalquellen, die über ganz Griechenland verteilt sind. Hier soll eine Privatisierungswelle auch neue Einnahmequellen sprudeln lassen, sagt Joachim Lieber, der für den europäischen Gesundheitsverband ESPA in Griechenland unterwegs ist: "Was sich die griechische Regierung vorgenommen hat, ist eine Herkules-Aufgabe. Aber wir sind als europäischer Verband bereit, das nach Kräften zu fördern. Ich finde es deshalb gut, dass heute die deutsche Botschaft hier zusammen mit der griechischen Regierung die Initiative ergriffen hat. Ich weiß aber auch, dass hier ganz konkret ein Investor da war und sich intensiv umgeschaut hat."

Wichtiges Signal an die Finanzmärkte

Nebenbei sind Privatisierungen und der weitere erfolgreiche Ausbau im griechischen Tourismus auch ein wichtiges Zeichen an die Finanzmärkte, dass es in Griechenland weiter aufwärts geht und sich Investitionen und stärkeres Vertrauen in das Land auch auszahlen können. Dass dabei die linke griechische Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras einen streng marktwirtschaftlichen Kurs fährt, amüsiert unter deutschen Reiseveranstaltern längst niemanden mehr.

Auf der ITB wird es in Gesprächsrunden auch um die soziale Frage gehen - wie nämlich ein boomender Tourismus dem Land und seinen Bewohnern nachhaltiges Wachstum, also zum Beispiel auch besser bezahlte Jobs und Umweltschutz bringen kann. Eine wichtige Botschaft dabei wird wieder von den sogenannten Flüchtlingsinseln kommen. Lesbos, Samos, Kos oder Chios haben Gäste verloren, weil nicht wenige Urlauber in den vergangenen Jahren Angst hatten, die vielen Flüchtlinge könnten ihnen die Urlaubslaune verderben.

Auch Inseln profitieren

Inzwischen haben auch diese Inseln sich von der Rezession ganz gut erholt - der Tourismusbeauftragte von Chios, Dimitris Karalis, sagt, dass es für seine Insel aber noch viel zu tun gibt: "Wir sind mit den Kollegen auf der Insel Samos in Verbindung. Sie haben schon wieder sehr gute Übernachtungszahlen. Wir auf Chios erholen uns langsamer. Es geht aufwärts, allerdings wird es noch Jahre dauern. Wir haben trotz der Flüchtlingslager im Inselinneren keinerlei Sicherheitsprobleme - und das werden wir der Welt auch erklären können."

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