Vor einem Jahr wappnete sich die US-Tourismusindustrie für ein weiteres schlechtes Jahr. Die Branche hatte 2016 - zum ersten Mal seit Jahren - einen Rückgang der internationalen Besucherzahlen zu verzeichnen. Und der neu gewählte Präsident Donald Trump kündigte eine "verschärfte Überprüfung" von Reisenden in die USA an.
Als eine seiner ersten Amtshandlungen erließ Trump ein Einreiseverbot für Menschen aus sieben muslimischen Ländern. Außerdem wies die US-Regierung im März alle amerikanischen Botschaften an, strengere Kriterien bei der Visa-Vergabe anzuwenden.
Vertreter der US-Tourismusindustrie befürchteten darauf hin, dass sich Trumps "America first"-Politik negativ auf die Attraktivität der USA als Reiseziel auswirken könnte.
"Viele internationale Reisende könnten die Absichten von Trump missverstehen, nämlich dass sie generell Besucher abschrecken wollen und nicht nur diejenigen, die ein Sicherheitsrisiko darstellen", hieß es damals in einer Erklärung des Branchenführers US Travel Association.
Statistik bestätigt den Rückgang der Besucherzahlen
Ist dieser Trump-Effekt, der "Trump slump", tatsächlich eingetreten? Die Zahlen sprechen dafür: In den ersten sieben Monaten des Jahres 2017 reisten sechs Prozent weniger Menschen in die USA als 2016. Für die weiteren Monate stehen die offiziellen Daten zwar noch aus, aber das US-Handelsministerium berichtet, dass die internationalen Ankünfte bis November 2017 um drei Prozent niedriger waren als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Das mag gering erscheinen, aber der Rückgang von drei Prozent bedeutet einen Verlust von 4,6 Milliarden Dollar für die US-Wirtschaft und etwa 40.000 verlorene Arbeitsplätze.
Einen solchen Einbruch der Tourismuszahlen hatte es in den USA bisher nur zweimal gegeben: nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und nach dem Beginn der wirtschaftlichen Rezession 2008.
Jahrelang rangierten die USA – nach Frankreich - auf Platz zwei der meistbesuchten Länder der Welt. Diesen Platz musste der US-Tourismus nun an Spanien abgeben.
Politik schreckt Touristen ab
Der Rückgang fiel bei Reisenden aus Afrika und dem Nahen Osten am stärksten aus. Während 2017 nur zwei Prozent weniger Westeuropäer die USA als im Vorjahr besuchten, sank die Zahl der Touristen aus Afrika um 30 Prozent und aus dem Nahen Osten um 40 Prozent. Die Besucherzahlen aus Mexiko gingen um fast 10 Prozent zurück.
Auch HalalBooking, ein Buchungsportal für muslimische Reisende, konnte 2017 kein Wachstum im USA-Geschäft verzeichnen. Sprecher Ufuk Secgin sagte gegenüber der DW: "In allen anderen Ländern hat sich das Geschäft verdoppelt und verdreifacht, aber das Interesse an den USA stagniert“. Er führt dies auf das Misstrauen der Muslime gegenüber der Trump-Administration zurück: "Ich denke, dass viele unserer Kunden es vermeiden, in die USA zu reisen, weil sie mit Problemen und Ärger rechnen“, so Secifs, "oder weil sie von Freunden und Verwandten von Behinderungen gehört haben".
Starker Dollar macht US-Reisen teuer
Die Trump-Administration ist nicht allein für den Einbruch verantwortlich, meint David Huether, Datenanalyst bei der US Travel Association, in einem Interview mit der DW. Auch die Stärke des Dollars gegenüber anderen Währungen hat zu einem Rückgang der Reisen in die USA beigetragen, der bereits 2016 begonnen hat. "Es ist schwer, die Auswirkungen der America-first-Doktrin zu beziffern," so Hueter. Seiner Einschätzung nach ist die Währung der wesentliche Faktor und nicht die Politik.
Tourismusindustrie ergreift Maßnahmen
An der Politikschraube lässt sich leichter drehen als an den Währungskursen. Ein großer Teil der US-Tourismusindustrie drängt deshalb Trump zu Veränderungen. Am Dienstag kündigten führende Wirtschaftsgruppen eine neue Koalition an, um nationale Politikempfehlungen auszusprechen. Die Koalition, genannt Visit U.S., umfasst die US Travel Association sowie die US Chamber of Commerce und die National Restaurant Association. Die Visit U.S. Koalition ist "auf dem Prinzip gegründet, dass wir sowohl starke Sicherheitsbestimmungen haben, gleichzeitig aber auch eine große Anzahl internationaler Geschäfts- und Freizeitreisender begrüßen können", sagte Roger Dow, CEO der US Travel Association. "Wir können beides vereinen."
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