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Airbnb und Zug: Bilanz fällt positiv aus

TOURISMUS ⋅ Seit einem halben Jahr zieht die Buchungsplattform Airbnb im Kanton Zug bei den Gastgebern die Beherbergungsabgabe ein und leitet sie an Zug Tourismus weiter. Diese Regelung ist schweizweit die erste. Die Verantwortlichen sind mit der Lösung zufrieden.

Livio Brandenberg

livio.brandenberg@zugerzeitung.ch


So erfolgreich Airbnb seit der Gründung 2008 ist, so heftig wird die Firma aus dem Silicon Valley kritisiert – auch in der Schweiz. Der Grund: Auf Airbnb bieten nicht nur professionelle Ferienhausvermieter, Hotels oder Bed & Breakfasts ihre Zimmer und Wohnungen an, sondern auch Privatpersonen. Und viele der Anbieter scheren sich nicht um die Regeln, an die sich die professionellen Anbieter halten müssen. Ein Dorn im Auge ist dem Schweizer Gastgewerbe vor allem, dass die private Konkurrenz oft keine Beherbergungstaxen einzieht und dadurch – via Onlineinserat auf Airbnb – tiefere Preise offerieren kann.

Seit dem 1. Juli 2017 ist im Kanton Zug damit Schluss: Hier gilt nämlich ein Verfahren, welches regelt, dass Airbnb die Beherbergungsabgaben für alle Gastgeber im Kanton automatisiert über seine Buchungsplattform einziehen und quartalsweise an Zug Tourismus, das Tourismusbüro des Kantons Zug, weiterleiten muss. Für Airbnb ist dies eine von weltweit rund 340 solcher Partnerschaften mit Städten und Gemeinden. Für die Schweiz bedeutete die automatisierte Regelung in Zug aber eine Neuheit. Eine entsprechende Vereinbarung wurde bisher in keinem anderen Kanton umgesetzt.

Die genauen Zahlen bleiben geheim

Nun, nach den ersten sechs Monaten, ziehen Zug Tourismus und Airbnb Bilanz. Der Start und das erste halbe Jahr der Kooperation seien «positiv» verlaufen, wie die beiden Parteien gestern mitteilten. Die Zusammenarbeit wird von beiden Seiten als «angenehm und zuverlässig» bezeichnet. «Die automatisierte Weiterleitung der Beherbergungsabgabe durch Airbnb an Zug Tourismus läuft wie vereinbart», heisst es.

Im zweiten Halbjahr 2017 wurden im Kanton Zug gemäss Airbnb und Zug Tourismus 7631 Übernachtungen über die Plattform gebucht, wobei die Beherbergungsabgabe pro Person pro Nacht zwischen 90 Rappen und 1.50 Franken liegt, wie Seraina Koller, Geschäftsführerin von Zug Tourismus, sagt. Von Anfang Juli bis Ende Dezember des letzten Jahres wurden demnach minimal zwischen 6867.90 und 11 446.50 Franken an Taxen überwiesen. Genaue Zahlen, auch etwa die Anzahl gebuchter Nächte und die daraus resultierenden Abgaben pro Monat, geben weder Zug Tourismus noch Airbnb bekannt. Dies, da der Vertrag vertraulich sei, so Koller. Sie sagt aber: «Der Kanton Zug beziehungsweise die Volkswirtschaftsdirektion waren jederzeit informiert über die Vertragsverhandlungen und deren Ergebnisse.»

Nach bereits steigenden Zahlen, soviel verraten die Verantwortlichen, rechnet Zug Tourismus für das laufende Jahr mit einem weiteren Wachstum an Logiernächten, die über Airbnb gebucht werden. Für Koller setzt sich damit ein Trend fort: «Das Reiseverhalten ist in den letzten Jahren individueller, flexibler und transparenter geworden. Das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten hat sich folglich der Nachfrage angepasst.» Die Auswahl an Unterkünften auf Airbnb trage dem Bedürfnis der Reisenden nach «authentischen Unterkünften, unterschiedlichen Platzverhältnissen und spezifischen Unterkunftsstandorten» Rechnung. Dennoch müsse man das Verhältnis zwischen den Logiernächten aus der Hotellerie und über Airbnb relativieren. Der Kanton Zug verzeichne jährlich um die 300 000 Logiernächte in Hotelbetrieben. «Rechnet man die Logiernächte durch Airbnb auf ein Jahr hoch, kommt man auf ungefähr 15 000 Übernachtungen. Somit machen die Übernachtungen via Airbnb 5 Prozent gegenüber den Hotelübernachtungen aus.»

Verhandlungen in mehreren Kantonen

Alexander Schwarz, General Manager von Airbnb Deutschland, Österreich und der Schweiz, ist mit dem Lauf der Dinge zufrieden. «Menschen aus aller Welt buchten im letzten halben Jahr auf Airbnb eine Unterkunft bei Zuger Gastgebern.» Die «gut funktionierende Kooperation» mit Zug Tourismus sei beispielhaft «für den progressiven Umgang der Schweiz mit den Chancen der Digitalisierung zu Gunsten der Bürgerinnen und Bürger. Gerne würden wir weitere Kantone bei der Erhebung der Kurtaxe unterstützen, um sowohl für die Verwaltung, als auch für die Gastgeber den bürokratischen Aufwand zu verringern.»

Und solche Gespräche sind laut Airbnb im Gange. Man sei im konstanten Austausch mit der Politik und Tourismusorganisationen – national sowie in vielen Kantonen. Mit wem genau verhandelt wird, verrät Airbnb mit dem Hinweis auf «Vertraulichkeitsvereinbarungen» nicht. Doch gemäss «Sonntagsblick» feilscht etwa in Luzern eine Arbeitsgruppe aus Stadt, Kanton und Tourismusverband um ein Abkommen. Bis spätestens im Herbst dieses Jahres soll dieses in trockenen Tüchern sein. Ein Vorstoss der Grünliberalen im Luzerner Stadtparlament forderte eine Lösung, die sich an jener in Zug orientiert. Gespräche finden derzeit auch in Bern, Basel-Stadt, Genf, im Tessin und im Wallis statt. Einig wurde man sich gemäss der Nachrichtenagentur SDA kürzlich im Kanton Freiburg.

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