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Tourismus in der Karibik: Wäre die Insel nicht das perfekte Königreich ...

Neben den Gästen aus Deutschland sind lokale Medien im Konferenzraum, die alles aufzeichnen und Interviews führen. Das zeigt ebenfalls, wie wichtig sie das Thema Tourismus nehmen. Allerdings ist Monsieur Monplaisir auch nicht nur ein Clubhotelbesitzer. Eher wirkt er mit seinen Verbindungen in die lokale Politik, dem rührigen Engagement im „Comité Martiniquais du Tourisme“ und als Chef der Monplaisir-Gruppe, 1940 von seinem Vater gegründet, wie ein heimlicher König der Insel.

Und wäre die nicht das perfekte Königreich? Kaum größer als Berlin und bewohnt von lediglich 400 000 überaus freundlich wirkenden Menschen. Das Leben ist geregelt, man zahlt mit dem Euro und ist im Schadensfall nicht übertrieben pedantisch. Das legen jedenfalls die Schiffe nahe, die von Ausläufern der letzten Hurrikane auf die Mole oder an den Strand geworfen wurden und dort jetzt unbehelligt eine Art Mahnmalcharakter entwickeln. „Es ist nicht nur flach hier!“, wirbt Monsieur Monplaisir, „wir haben Strände im Süden und Berge im Norden.“ Wo das Paradies noch paradiesischer wird. Dicht an dicht wächst im hügeligen Hinterland alles, was köstlich und essbar ist. Papayas, Guaven, Orangen, Zimt, Zitronengras, dazwischen üppigste und prächtigste Blüten, Hibiscus, Flamboyants, wilde Orchideen, der Name Martinique heißt ursprünglich Blumeninsel. Wie wahr!

Am Nordrand der Insel lauert noch der Vulkan Mont Pelée, dessen Krater sich meist in den Wolken versteckt. Zu Recht, möchte man sagen, denn sein letzter kapitaler Ausbruch 1902 war ein Inferno für die Inselhauptstadt, die damals an seinem Fuß lag. Fast völlig zerstört wurde sie, nur drei Menschen sollen die Feuersbrunst überlebt haben: ein Mädchen, ein Schuhmacher und ein Gefängnisinsasse. Auf den Wiederaufbau hat man verzichtet, es wurde eine neue Hauptstadt gebaut: Fort-de-France.

Monplaisir, zu deutsch: mein Vergnügen

Das bunte Städtchen wäre wohl der Sitz von König Monplaisir, so wie es stattdessen der Sitz der Regionalregierung, der Pariser Vertretung und der Monplaisir-Gruppe ist. Dem Unternehmen gehört auch das Hauptstadthotel „La Batelière“, in dem französische Präsidenten bei ihren Martinique-Besuchen abzusteigen pflegen – und in dessen Präsidentenzimmer, wie kichernd kolportiert wird, einst für den nicht so großen Nicolas Sarkozy ein Tritt vor das besonders hochbeinige Präsidentenbett gestellt wurde. Außerdem wurde in einen 21-stöckigen Geschäftshausklotz direkt am Hafen investiert, ein modernes Wahrzeichen gewissermaßen, das auch jene Kreuzfahrtschiffe überragt, die beim Anlegen die halbe Insel verschatten.

Und – ganz nebenbei – ist nicht auch sein Name eines Königs würdig? Monplaisir, zu deutsch: mein Vergnügen, und nicht nur seins, wie es scheint. Viele Augen strahlen, wenn von ihm die Rede ist.

Peu-à-peu werde der Club weiter modernisiert, erzählt Yan Monplaisir. Offene Showküchen will er bauen lassen, damit die Gäste sehen können, wie für sie filetiert, gebraten, gegart wird. Vorgaben aus der Club-Med-Zentrale in Paris gebe es nicht. Umso besser, denn die Vorstellungen von richtig und falsch können in Paris und seinem 6000 Kilometer entfernten Überseedepartement sehr unterschiedlich sein. Was sich übrigens besonders deutlich an Bananen zeigt.

Vieles sieht aus wie in Frankreich

Bananen wachsen überall auf Martinique, sie sind das Hauptexportgut der Insel. Aber wie im Tourismus konkurriert Martinique in Sachen Bananen mit lateinamerikanischen und afrikanischen Entwicklungsländern, vielmehr den multinationalen US-Konzernen, die deren Märkte dominieren – und damit auch den europäischen Importhandel. Auch hier fehlt es, mit Monsieur Monplaisir gesprochen, an der nötigen Solidarität. Aber hier ist sie schwieriger zu aktivieren als im Tourismus, wo man Menschen anspricht und nicht Konzerne.

Nach dem Termin im Club Med fährt Monsieur Monplaisir zurück ins Büro, nach Fort-de-France. Der Weg führt ihn über die Inselautobahn, auf der es jeden Morgen und jeden Abend Stau gibt. Immer wieder tauchen am Straßenrand Gruppen von bunten Rennradfahrern auf, die im Training sind. Die Straßen- und Verkehrsschilder sehen aus wie in Frankreich, ebenso die Supermärkte und die Autokennzeichen, sie haben den dreistelligen Code 972.

Aber dann geht wieder so ein Regen nieder, einer warmen Dusche gleich. Routiniert werden überall kleine Regenschirme aufgespannt. Kaum eine Minute dauert das. Wer nicht schnell genug hingeschaut hat, bekommt es kaum mit. Hinterher glänzt das karibische Eiland wie eben neu geschaffen. Das macht bei allen Vertrautheiten dann eben doch den großen Unterschied.

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