„Das kommt mir hier fast schon vor wie Bürgermeisterwahlkampf“, sagte Thomas Dornoff entrüstet. Und er war sicher nicht der einzige, der bei der Auftaktveranstaltung zum Thema Gemeindemarketing in der Villmarer König-Konrad-Halle so dachte. Mit dem kleinen Unterschied, dass Dornoff selbst einer der bisher fünf Anwärter ist und vorher selbst mit kritischen Wortbeiträgen aufgefallen war.
„Offener Prozess“
Auf dem Podium saßen neben Bürgermeister Arnold-Richard Lenz (SPD) sicher auch nicht rein zufällig dessen weitere Mitbewerber. Offiziell waren Matthias Rubröder (CDU) und Axel Paul (AAV) als Fraktionsvorsitzende sowie Andreas Städtgen (parteilos) als Experte für Marketing der SPD-Fraktion mit am Tisch. Parlamentsvorsitzender Ludger Behr (CDU) sprach von der „Konzeptentwicklung als offener Prozess“. Wichtig sei, Villmar attraktiv zu halten. Die Vorzüge des Marktfleckens gegenüber Mitbewerbern sollten herausgearbeitet werden. Ebenfalls müsse überlegt werden, wie Villmar künftig mehr vom Tourismus profitieren könne. Wichtig sei, dass die Bürger sich mit ihren Ideen einbringen. Gemeindemarketing, so Behr, müsse über die Jahre immer mal wieder nachjustiert werden.
Lenz kündigte an, dass sich Villmar mit dem gesamten Marktflecken für die Aufnahme ins Dorfentwicklungsprogramm IKEK bewerbe. Villmar habe aktuell mit demografischem Wandel zu kämpfen. Die Bevölkerung werde im Schnitt älter und kleiner. Marketing sei jede Maßnahme, die dem entgegenwirke. Es müsse erreicht werden, dass wieder mehr Menschen in Villmar leben wollen und können. Das könne die Gemeinde unterstützen, indem sie Baugebiete ausweise, ein attraktives Wohnumfeld gestalte und Infrastruktur schaffe. Wichtig seien aber auch das kulturelle Leben der Gemeinde, interessante Veranstaltungen und die Arbeit der Vereine.
Villmar habe zudem eine wunderbare Landschaft und somit im Tourismus „alle Möglichkeiten“. Auch neue Gewerbebetriebe müssten nach Villmar geholt werden, um Arbeitsplätze zu schaffen. Auch eine optimale Anbindung ans Rhein-Main-Gebiet sei wichtig, um Neubürger zu gewinnen.
Andreas Städtgen sagte, Villmar solle sich auf seine Stärken und nicht auf seine Schwächen fokussieren. Ihm sei eine 450-Euro-Stelle für Tourismus wichtiger als ein Werbeschild an der Autobahn. Der Marktflecken habe mehr als Lahn und Marmormuseum zu bieten, unter anderem Bergbau und aktuell in Weyer eine interessante Ausgrabungsstätte.
Matthias Rubröder betonte, Villmar müsse eine Marke werden. Touristen müssten Gründe bekommen, nach Villmar zu kommen. Villmar brauche auch Zuzug junger Menschen. CDU-Gemeindevertreter Dr. Bernold Feuerstein warnte davor, nur auf Ortserweiterungen zu setzen. Sonst breche irgendwann die Infrastruktur in den alten Ortskernen zusammen.
Thomas Dornoff schlug für deren Erhalt die Bildung eines Fonds vor, in den jeder Bürger pro Jahr 300 Euro einzahlen solle. Menschen aus dem Flecken müssten ihre Erledigungen auch weiter in Villmar machen können, wenn sie durch Alter irgendwann in der Mobilität eingeschränkt seien, so der unabhängige Bürgermeisterkandidat. Dornoff ärgert sich auch über aus seiner Sicht vertane Chancen im Tourismus. „Weilburg hat 600 000 Gäste im Jahr“, sagte er. Am Lahn-Marmor-Museum habe er dagegen bisher nur wenige Busse gesehen.
Villmarer Bus’chen?
Aus der Versammlung wurde kritisiert, dass Rollstuhlfahrer in Villmar sich kaum barrierefrei bewegen und öffentliche Verkehrsmittel nur sehr eingeschränkt nutzen könnten. Lenz wies daraufhin, dass an der Loreto-Kapelle durch öffentliche Fördermittel ein barrierefreier Buseinstieg geschaffen werde. Außerdem wurde ein Seniorenbeauftragter in Villmar vorgeschlagen, die Aufstellung eines Leerstandskatasters und einer Liste mit potenziellen Zimmeranbietern für Touristen. Ebenfalls wurde gewünscht, den ÖPNV zu stärken, da beispielsweise eine Busverbindung zwischen Villmar und Weyer bisher gänzlich fehle.
Als eine Möglichkeit wurde die Einführung eines gemeindlichem Bus’chens nach Runkeler Modell diskutiert, eine andere könnte die Routenverlegung des Busses Richtung Brechen sein. Eine Frau meinte, junge Leute würden an Villmar auch das langsame Internet und die kurzen Abendöffnungszeiten der Geschäfte abschrecken.
Bürgermeisterkandidat Axel Paul sagte, die Arbeitskreise seien von großer Wichtigkeit. Es müsse sich um Bedürfnisse junger Familien mit Kindern und von Senioren gekümmert werden, aber auch der Generation dazwischen.
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