WIESBADEN - Die Tourismusverbände von Hessen und Rheinland-Pfalz haben ein gemeinsames Papier zur Förderung des Fremdenverkehrs in beiden Bundesländern erarbeitet. In den „Oberaulaer Thesen“ wird unter anderem ein stärkeres Engagement der Landesregierungen für die Branche gefordert. In der Landes- und Kommunalpolitik müsse dem Tourismus als Wirtschafts- und Standortfaktor endlich der richtige Stellenwert eingeräumt werden, sagte Manfred Michel, Präsident des hessischen Tourismusverbands bei der Vorstellung des Papiers am Mittwoch in Wiesbaden. Werner Klöckner, Präsident des rheinland-pfälzischen Tourismus- und Heilbäderverbands, wies darauf hin, dass die Branche in Rheinland-Pfalz Umsätze von mehr als sieben Milliarden Euro pro Jahr erwirtschafte, in Hessen seien es etwa 12,5 Milliarden Euro. 150 000 Arbeitsplätze in Rheinland-Pfalz und 200 000 in Hessen hingen am Tourismus.
Landesbeauftragter soll die Förderung bündeln
Die Verbände forderten die Regierungen in Wiesbaden und Mainz auf, nach dem Vorbild des Bundes einen Tourismusbeauftragten zu berufen. Nur mit einer eindeutigen Zuständigkeit könnten die Landesmittel, die bisher aus verschiedenen Töpfen kämen, koordiniert eingesetzt werden. Außerdem solle Tourismusförderung zur kommunalen Pflichtaufgabe erhoben und damit im Kommunalen Finanzausgleich durch die Länder deutlich aufgewertet werden. In finanziell klammen Kommunen werde immer zuerst an der Tourismusförderung gespart, meinte Michel. Vielerorts seien die Tourismusbüros geschlossen worden. Den Städten und Gemeinden in Rheinland-Pfalz gehe es finanziell noch schlechter als den hessischen, ergänzte Klöckner. Die Verbandspräsidenten appellierten an Banken und Sparkassen, die Kreditvergabe an private Tourismusbetriebe zu erleichtern. Vor allem bei Familienbetrieben gebe es hohen Investitionsbedarf. Auf dem Land drohe in den kommenden Jahren vielen Betrieben die Schließung – auch, weil in den Familien keine Nachfolger für den Weiterbetrieb gefunden würden.
Generell konzentrierten sich die Probleme der Tourismusförderung auf den ländlichen Raum, erläuterte Michel. Großstädte wie Frankfurt oder Wiesbaden bestimmten als Zugpferde die Gesamtbilanz. Von 32 Millionen jährlichen Übernachtungen in Hessen gingen alleine acht Millionen auf das Konto von Frankfurt. Im ländlich geprägten Rheinland-Pfalz falle die Bilanz mit 21 Millionen Übernachtungen pro Jahr entsprechend bescheidener aus, erklärte Klöckner. Bei der Tourismusförderung gehe es nicht nur um Übernachtungsgäste, meinte Hartmut Reisse, Geschäftsführer des hessischen Verbands. Der Freizeitwert spiele auch für die Lebensqualität der Bevölkerung zunehmend eine Rolle. Auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels gewinne der Tourismus als Standortfaktor für Unternehmen und ihre Mitarbeiter an Bedeutung. „Durch Rad- und Wanderwege, Thermen und Schwimmbäder, Kurparks und Events wird die Attraktivität der Kommune für die Bürger erhöht“, heißt es dazu in den Oberaulaer Thesen.
Die SPD unterstütze die These der Verbände, dass der Tourismus eine der zentralen Ökonomien des 21. Jahrhunderts sei, erklärte der wirtschaftspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Tobias Ecker. Bei Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) sei diese Erkenntnis aber offenbar noch nicht angekommen. Nur so lasse sich erklären, dass es keine wirkliche finanzielle Förderung der hessischen Tourismusziele gebe. Es könne nicht sein, dass alleine die Kommunen die Förderung übernähmen.
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