Wesermarsch Durch einen alten Bauerngarten, vorbei an verwunschenen Teichen und einem grasenden Pony geht es zum Paradies. Oder zumindest zu dem Ort, den sich gestresste Großstädter zum Entspannen nicht besser ausdenken könnten.
Ein roter Bauwagen mit kleiner Holzveranda, innen gemütlich weiß vertäfelt und mit Küche, Doppelbett und Sitzecke ausgestattet. Ein Refugium, von dem man einen weiten Blick auf die Graslandschaften der Wesermarsch hat. Ein Refugium, das Anette Strodthoff-Schneider eigentlich für sich selbst gebaut hatte.
Bis sie jemand auf die Idee brachte, den Bauwagen auch für Touristen zu vermieten. Das war 2011. „Von Anfang an wurde die Unterkunft gut angenommen“, erzählt die 58-Jährige, die mit ihrer Familie einen Milchviehbetrieb in Schweiburg betreibt. Seit letztem Jahr bietet sie ihre Unterkünfte auch über die Internet-Plattform Airbnb an.
Dort wird für die Gäste vor allem damit geworben, einen authentischen Einblick in das Leben der Menschen vor Ort zu bieten. „Mir ist aufgefallen, dass vor allem jüngere Leute den Weg über Airbnb zu uns finden“, sagt Strodthoff-Schneider.
Internationale Gäste
Das sagt auch Henner Nölting, der seine Ferienwohnung in Berne seit fünf Jahren über die internationale Plattform anbietet. „Airbnb ist sehr international“, sagt er. Die anderen Anbieter seien auf einen einzelnen Markt in einem Land ausgerichtet, Airbnb decke alles ab. Das sorgt dann auch für eine internationale Kundschaft – in seinem reetgedeckten Bauernhaus an der Ollen hatte der 47-Jährige schon Gäste aus Kasachstan, Slowenien, Australien, Neuseeland oder den USA.
Airbnb wirbt auch damit, dass Nutzer sich bei ihren Gastgebern wie bei Freunden fühlen können. „Die Bereitschaft der Gäste, offen zu sein, ist auf jeden Fall da“, findet Nölting. Schlechte Erfahrungen hat er noch nicht gemacht.
Kekse aus Schottland
Richtig ins Schwärmen über ihre Airbnb-Gäste kommt Sarah Passiel aus Oberhammelwarden. Die 35-Jährige bietet ihre Ferienwohnung in einem alten Kapitänshaus seit 2014 in dem Internetportal an. „Die Leute sind toll. Sie sind interessiert an unserem Alltag, am Haus und an der Umgebung. Manche waren so nett, dass wir einen ganzen Sommerabend lang vorm Haus saßen“, sagt sie.
Besucher aus Kanada, Ungarn, der Schweiz und Schottland hatte sie schon zu Gast. „Aus Schottland habe ich später noch ein Päckchen mit Keksen und Tee bekommen“, erzählt sie. „Es schwingt einfach eine andere Mentalität mit.“ Trotzdem vermietet sie ihre Ferienwohnung nicht nur über Airbnb – Sarah Passiel ist unter anderem bei der Tourist-Info in Elsfleth gemeldet.
Die meisten Gastgeber inserieren ihre Unterkünfte – sowohl im Internet als auch in Zeitungen – auf mehreren Wegen, um sich so breit wie möglich aufzustellen. Denn auch über den „klassischen Weg“, also die Touristeninformation, kommen viele Besucher in die Wesermarsch.
Junge Leute erreichen
Heike Holthusen aus Brake, die eine Ferienwohnung in ihrem Milchviehbetrieb hat, bekommt sogar die meisten Buchungen über die Touristikinformation Brake rein. „Ich bin auch Mitglied im Tourismus-Verein. Ich will was für Brake tun“, erklärt sie. Bei Airbnb ist sie trotzdem gelistet – viele Gäste sind über die Seite aber nicht noch nicht gekommen.
Bei der Touristikgemeinschaft Wesermarsch sieht man das Engagement von Airbnb im Markt positiv. „Unsere Region wird dadurch international bekannter“, sagt Tina Wulf, stellvertretende Leiterin der Gemeinschaft. „Natürlich ist das Portal auch eine Konkurrenz zur Zimmervermittlung vor Ort, ich denke aber, dass gerade junge Menschen eher bei Airbnb gucken“, sagt sie. Dadurch würden dann Gäste in die Wesermarsch geholt, die man sonst vielleicht nicht erreicht hätte. „Ich sehe es also nicht als Konkurrenz, sondern als Verstärkung für unser Image“, erklärt Wulf.
Sie glaubt, dass besonders individuelle Unterkünfte gut über das Portal vermietet werden können. Die Beliebtheit des roten Bauwagens im Garten von Anette Strodthoff-Schneider gibt ihr da recht.
Bagikan Berita Ini
0 Response to "So verändert Airbnb den Tourismus in der Wesermarsch"
Post a Comment