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Der Barberini-Effekt wirkt weiter, Hotels sind gut ausgelastet. Doch in der Nebensaison gibt es Probleme
Der Barberini-Effekt scheint anzuhalten: Die erste Jahreshälfte lief touristisch gut in der Landeshauptstadt. „Wir haben mit einer stetig wachsenden Auslastung gerechnet und das hat sich auch bestätigt“, sagt Raimund Jennert, Geschäftsführer der Potsdam-Marketing und Service GmbH, die unter anderem die drei Touristeninformationen in der Stadt betreibt.
Die Sogkraft des im Januar eröffneten Museum Barberini habe man deutlich gemerkt. „Gerade am Anfang klingelte das Telefon pausenlos“, so Jennert, dessen Firma auch die Hotline des Kunstmuseums betreibt. Aber auch die Fürst-Pückler-Ausstellung im Schloss Babelsberg sei bei Touristen beliebt. Das im Mai eröffnete Sport- und Freizeitbad blu sei dagegen eher keine Attraktion, die Gäste anziehe, aber ein „nettes Add-on“, beispielsweise für Radfahrer, attraktiv auch für Tagesausflügler aus dem südlichen Berliner Raum. Die wichtigsten Anziehungspunkte seien klassisch die zum Unesco-Welterbe gehörenden Potsdamer Schlösser und Gärten. Nicht so gut laufe es seit Jahresbeginn bei den Angeboten für Gruppen. „Hier verzeichnen wir niedrigere Umsätze als im Vorjahr“, so Jennert. Woran das liege, prüfe er noch.
Die Zahlen des Statistischen Landesamtes bestätigen den positiven Tourismustrend. Von Januar bis Mai 2017 kamen gut 180 000 Übernachtungsgäste nach Potsdam, das sind achteinhalb Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 8,7 Prozent der Touristen kamen aus dem Ausland. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 2,4 Tage, auch das ist etwas mehr als im Vorjahr. Den detaillierten Tourismusbericht 2016 stellt die Stadt Freitag vor.
Gerade Hotelbetreiber können sich über hohe Auslastungen freuen. „Wir hatten ein richtig gutes erstes Halbjahr. Von Januar bis Juni verzeichnen wir eine Steigerung um mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Janina Bachmann-Graffunder, Chefin des NH-Hotels Potsdam. Für die Sommermonate sei ihr Haus fast ausgebucht.
Den Campingplätzen dagegen machte das schlechte Wetter zu schaffen. „Wenn es so regnerisch ist, ziehen die Leute sofort weiter“, sagt Dieter Lübberding, Chef des Campingparks Sanssouci. Besonders ärgerlich für ihn: unbegründete Unwetterwarnungen. Trotzdem zeigt er sich mit dem Saisonbeginn zufrieden, Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt seien ähnlich gut gelaufen wie im Vorjahr.
Die gute Auslastung in der Hauptsaison kann für den Einzelnen auch Nachteile haben. Im Rahmen von Großereignissen wie dem Kirchentag Ende Mai seien dann kaum noch Zimmer frei. Kongresse oder Tagungen müssten, so Raimund Jennert, monatelang im Voraus geplant werden, um die Gäste unterbringen zu können. „Potsdam könnte durchaus noch mehr Bettenkapazitäten vertragen“, sagt er. Derzeit habe die Stadt gut 5000 Betten, laut Planungen für weitere Hotels dürfte diese Zahl in den kommenden Jahren um etwa 1000 steigen.
Die Touristen verteilen sich nach wie vor ungleich auf das Jahr. Das kann man auch am Hotelpreisindex ablesen, den das Vergleichsportal Trivago monatlich erstellt. Für Potsdam zeigt dieser eine stete Steigerung der Preise im Vergleich zu den Vorjahren, vor allem aber große Schwankungen je nach Saison. Während im Februar ein Doppelzimmer im Schnitt 90 Euro kostete, waren es im Juni 116 Euro. Trivago-Sprecherin Anne Linnenbrügger-Schauer liest aus der Entwicklung der vergangenen Jahre ab, dass die Stadt „vor allem im Mai, Juni und im September ein attraktives Reiseziel“ sei.
Gerade diese Konzentration macht Raimund Jennert von der Potsdam-Marketing GmbH Sorgen. „Schon seit Jahren hat die Stadt das Problem einer schwachen Vor- und Nachsaison“, erklärte er. Dies sei eine der wichtigsten Baustellen, bei der auch Hoteliers, Dienstleister, Betreiber von Sehenswürdigkeiten und Politik mitarbeiten müssten. „Wir müssen da ans Eingemachte gehen!“ Als Stichwort nennt er „das dunkle Potsdam“ – die nächtliche Beleuchtung der Gebäude sei gerade im Winter wichtig und bisher nicht ausreichend. Auch die neu verstärkt eingeschränkten Öffnungszeiten der Schlösser kritisiert er. Und: „Es wäre auch schön, wenn wir einen Weihnachtsmarkt hätten, der die Anreise lohnt.“
Beim Marketing hat er sich vorgenommen, emotionaler zu werden. „Wir dürfen nicht so preußisch nüchtern sein.“ Es soll mehr Storytelling, digitale Vermarktung und direktes Auslandsmarketing geben. „Die Chinesen sind bisher an uns vorbeigefahren, aber das ist ein Markt der Zukunft für uns“, sagt er. S. Calvez
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