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Regen als Stresstest für den Tourismus

Halbe. Der verregnete Sommer wird zum „Stresstest“ für den Brandenburger Tourismus. Das sagte der Geschäftsführer der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB), Dieter Hütte. Jetzt werde sich zeigen, ob die überdachten touristischen Angebote die Gäste bei der Stange halten können. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Übernachtungszahlen im Land auf das gesamte Jahr gesehen weiter steigen werden. Er gehe von einem leichten Wachstum aus.

Bis Ende Mai hat die Zahl der Übernachtungen in Brandenburg um 0,4 Prozent auf 4,26 Millionen zugenommen – weniger als im Vergleich zum selben Zeitraum 2016. Allerdings sei Pfingsten noch nicht in die Statistik eingeflossen, sagte Hütte. Im Gesamtjahr 2016 hatten Brandenburger Beherbergungsunternehmen 12,8 Millionen Übernachtungen verzeichnet – dreimal so viel wie 1992.

Hausboote liegen voll im Trend

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ist mit der Entwicklung zufrieden: „Der Tourismus entwickelt sich seit Jahren hervorragend und vor allem stetig.“ Tourismus-Chef Hütte hält es weiter für wahrscheinlich, dass die Touristikbranche das Ziel von einer Millionen Übernachtungen ausländischer Gäste pro Jahr 2017 schafft. Auffällig stark zugenommen hat die Zahl der internationalen Übernachtungen: Um 6,2 Prozent von Januar bis Mai. Hütte zufolge haben etwa viele Dänen erkannt, dass sie binnen eines halben Tages die Region erreichen können. Auch habe die Fußballweltmeisterschaft 2006 einen immensen Imagegewinn für ganz Deutschland gebracht, so Hütte. 2016 konnte das Land 600.000 Übernachtungen allein auf Hausbooten verbuchen.

Den höchsten Zuwachs bei den Gästezahlen verzeichnen in diesem Jahr das Havelland (plus 14,3 Prozent) und die Landeshauptstadt Potsdam (plus 8,5 Prozent). Landesweit gab es von Januar bis Mai eine Steigerung von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt besuchten in diesem Zeitraum 180 554 Gäste Potsdam. 2,4 Tage betrug die durchschnittliche Aufenthaltsdauer. Das ist etwas weniger als der Landesschnitt von 2,6 Tagen.

Gastronomen fluchen, Museen und Thermen profitieren

Wegen des miesen Wetters ist die Tourismusbranche insgesamt zwiegespalten, denn es gibt auch Profiteure. So gebe es von klassischen Indoorangeboten wie Museen oder Thermen gute Rückmeldungen zu Besucherzahlen, sagte Hütte. Schlechter laufe es dagegen für die Außengastronomie. Dort fehle der ein oder andere Radfahrer, beschrieb Hütte die Situation. Er geht auch davon aus, dass der Regen dafür sorgt, dass sich einige Urlauber gegen Spontanreisen in Brandenburg entscheiden.

Hütte sprach sich im Zusammenhang mit dem verregneten Juli dafür aus, der defizitären Potsdamer Tropenhalle Biosphäre, die vom Abriss bedroht ist, eine langfristige Perspektive und ein sinnvolles Konzept für die nächsten zehn bis 15 Jahre zu geben. Das Haus biete eine Schlechtwetter-Alternative und sei mit 200 000 Besuchern ein nicht zu vernachlässigendes touristisches Ziel. Solche Angebote hielten Besucher in der Region. Derzeit wirtschafte das Management wegen der unklaren weiteren Nutzung notgedrungen von Jahr zu Jahr.

9000 Betten: Tropical Islands will kräftig investieren

Dagegen zeige die Entwicklung des Tropenparks Tropical Islands in der Gemeinde Brand (Dahme-Spreewald), dass eine Vision langen Atem benötige. Die Betreiber der Freizeit- und Badelandschaft in der ehemaligen Produktionshalle des Luftschiffherstellers Cargolifter hätten „immer zu dem Standort gestanden und verlustreiche Jahre ausgeglichen“. Tropical Islands plant nach Angaben von Geschäftsführer Jan Janssen in den nächsten vier Jahren eine Verfünffachung seiner Bettenkapazität von derzeit rund 1800 auf 9000 in spätestens vier Jahren. Damit würde der Standort in eine Liga mit Riesen-Einrichtungen wie dem Europapark im baden-württembergischen Rust aufsteigen.

Die Bebauungsplanung werde demnächst abgeschlossen, sagte Janssen, der auch einen eigenen Bahnhof bauen will. Allein 1000 Betten sollen in einem Park von neuen Ferienhäusern entstehen. Zwei neue Hotels sind geplant – auch mit Blick auf den Flughafen BER. Auf dem ehemaligen Militärflugplatz-Gelände sollen die Landebahnen teilweise abgebrochen werden, um einen Landschaftsausgleich für die Bauprojekte zu schaffen. Die Gesellschaft schreibt laut Janssen nach verlustreichen Anfangsjahren nun im dritten Jahr schwarze Zahlen. In den vergangenen zwei Jahren hat sie 56 Millionen Euro investiert. Fördermittel bezog das Unternehmen zuletzt 2004. Damals beschäftigte es 500 Mitarbeiter, heute 740. Das Regenwetter hat Tropical Islands allein am Dienstag 6000 Gäste beschert.

In der Tourismuswirtschaft in Brandenburg arbeiten nach Angaben der Tourismus-Marketing GmbH etwa 60 000 Beschäftigte in mehr als 10 000 Unternehmen.

Von Ulrich Wangemann

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