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Kranich-Tourismus muss gesteuert werden

Kelbra (dpa) l Der beliebte Rastplatz der Kraniche an der Talsperre Kelbra könnte aus Sicht von Experten noch attraktiver werden – für die Vögel und für Besucher, die die imposanten Kraniche beobachten wollen. Nötig seien Kranich-Ranger, um den Tourismus in geordnete Bahnen zu lenken, sagte Axel Schonert vom Ornithologenverband Sachsen-Anhalt.

Er verwies auf das Nachbarland Thüringen. An der dortigen Seite des Sees gibt es während der Hauptsaison im Herbst bereits solche Ranger, wie Astrid Koschorreck vom Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser berichtete.

Talsperre dient als Hochwasserschutz

Die Talsperre im Landkreis Mansfeld-Südharz dient in erster Linie dem Hochwasserschutz. Im Herbst wird das Wasser großteils abgelassen, um im Frühjahr große Mengen Schmelzwasser aufnehmen zu können. Dadurch entstehen ausgedehnte Flachwasserbereiche, die Kraniche auf dem Weg zu ihren Winterquartieren in Südeuropa sowie auf dem Rückweg im Frühjahr gern als Rastplatz nutzen.

Tausende Kraniche lassen sich dann beobachten – charakteristisch sind die trompetenartigen Rufe und der Flug in Dreiecksformationen. "Ein unglaubliches Schauspiel", sagte Schonert.

Sensible Bereiche

Damit die Besucher nicht einfach auf eigene Faust durchs Kranichgebiet fahren und die Tiere aufscheuchen, beschäftigt Thüringen drei Ranger. Sie werden während der Hauptsaison von September bis Dezember als Saisonkräfte angestellt, wie Koschorreck berichtete. Die Ranger weisen Touristen auf sensible Bereiche hin und halten Informationen zu Beobachtungstürmen und geführten Kranich-Wanderungen bereit.

In Zusammenarbeit mit Landwirten würden zudem Ablenk-Futterflächen angelegt, sagte Koschorreck. Dort wird für die Kraniche Weizen ausgebracht, damit sie die frische Saat auf den Feldern der Bauern nicht zerstören. "Das klappt sehr gut."

Ein gutes Gedächtnis

Bis zu 9000 Tiere am Tag tummelten sich auf den Flächen, an denen sich für Besucher zudem gute Beobachtungsbedingungen schaffen ließen. Die Kraniche hätten ein gutes Gedächtnis und würden die Ablenkflächen jedes Jahr zuverlässig wiederfinden, sagte Koschorreck.

Aus Sachsen-Anhalts Umweltministerium hieß es, die Förderung des Kranich-Tourismus auf Thüringer Seite sei beispielgebend. "Was sich davon in Sachsen-Anhalt umsetzen lässt, und welchen Weg wir dafür einschlagen, das wird im Moment im Ministerium und den Akteuren vor Ort erörtert." Der Stausee habe sich zu einem europäisch bedeutsamen Vogelschutzgebiet entwickelt, für das das Land eine Verantwortung trage. Das Schauspiel der im Herbst und Frühjahr durchziehenden Kraniche mache deutlich, wie wichtig der Schutz dieses Lebensraums sei.

Land in der Pflicht

Bislang gebe es auf Sachsen-Anhalts Seite nur ein paar private Initiativen, sagte Schonert. "Das reicht bei Weitem nicht." In der Hauptsaison seien drei bis fünf hauptamtliche Kranich-Ranger nötig, die sich um die Besucherströme kümmern. "Der größte Teil des Sees liegt auf unserer Seite. Deshalb ist das Land in der Pflicht."

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