RHEIN-MAIN - Die hessischen Kommunen nutzen eine neue Geldquelle bisher nur sehr zögerlich. Seit Anfang 2017 können sie sich als Tourismusort anerkennen lassen und von Übernachtungsgästen eine Abgabe verlangen. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Wiesbaden erfüllen 159 Städte und Gemeinden die grundlegende Voraussetzung: Es muss pro Jahr doppelt so viele Übernachtungen wie Einwohner geben.
Darüber hinaus muss eine Kommune, die Tourismusort werden will, entweder über Kultureinrichtungen oder eine attraktive landschaftliche Lage oder Naherholungsangebote verfügen. Das verringert die Zahl der Kandidaten, eine genaue Zahl kann das Ministerium deshalb nicht nennen. Sie dürfte aber deutlich höher liegen als die Zahl der Bewerbungen. Bisher gibt es landesweit nur drei: Frankfurt, das sich bereits seit Juni Tourismusort nennen darf, Rüdesheim im Rheingau-Taunus-Kreis und Schotten im Vogelsbergkreis.
Auch in Rheinland-Pfalz gibt es Skepsis gegenüber dem dort bereits seit längerem möglichen Tourismusbeitrag. Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz könnte zwar seit 2016 einen Tourismusbeitrag erheben, tut es aber nicht: "Wir wollen keine Zwangsabgabe", sagt Sprecher Ralf Peterhanwahr. Man habe stattdessen einen Tourismusfonds auf freiwilliger Basis eingerichtet, in den die Mainzer Wirtschaftsförderungsgesellschaft und die Privatwirtschaft je bis zu 100.000 Euro pro Jahr einzahlen. Beteiligt sind unter anderem die Mainzer Winzer, die IHK Rheinhessen und die Sparkasse Mainz.
Frankfurt will die Abgabe von 2018 an erheben, zurzeit wird an einer entsprechenden Satzung gearbeitet. Diskutiert wird über eine Abgabe von 1,50 bis 2,50 Euro pro Tag. "Die Abgabe wird nur von Touristen erhoben, nicht von Geschäftsreisenden", sagt Laura Wagner, Sprecherin von Kämmerer Uwe Becker. Die Stadt hat angekündigt, das auch zu kontrollieren. Frankfurt hat 730.000 Einwohner, etwa 70 Prozent der 8,8 Millionen Übernachtungen pro Jahr entfallen auf Geschäftsreisende. Dennoch kann die Stadt mit zusätzlichen Einnahmen in Millionenhöhe rechnen.
Andere Kommunen in Hessen fangen gerade erst an, sich mit dem Thema zu beschäftigen. "Darmstadt verhält sich bei diesem Punkt zunächst abwartend", sagt zum Beispiel Sprecher Klaus Honold. Man wolle erst einmal beobachten, welche Erfahrungen Frankfurt mache. Dennoch erwäge Darmstadt, sich als Tourismusort anerkennen zu lassen, nicht zuletzt mit Blick darauf, dass man sich mit der Mathildenhöhe um das Weltkulturerbe beworben habe. Die Zahlen würden eine Bewerbung zulassen: Laut Statistischem Landesamt kamen 2016 auf rund 155.000 Einwohner knapp 715.000 Übernachtungen.
Bensheim im Kreis Bergstraße hat schon entschieden, sich nicht zu bewerben. Es seien Kontrollen nötig, "um zu prüfen, wer Tourist ist und wer nicht. Dieser Verwaltungsaufwand ist für Bensheim derzeit keine Option", teilt Sprecher Matthias Schaider mit.
Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden (289.000 Einwohner, 1,2 Millionen Übernachtungen) ist aus einem anderen Grund außen vor: "Wir haben den Kurbeitrag, deshalb ist die Tourismusabgabe für uns kein Thema", sagt Martin Michel, Geschäftsführer der Wiesbaden Marketing GmbH. Das selbe gilt zum Beispiel für Bad Schwalbach und Schlangenbad im Rheingau-Taunus-Kreis. Kurort und Tourismusort gleichzeitig kann nämlich keine Kommune sein.
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