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Tourismus: Wachstum nicht auf Kosten der Einheimischen

Garmisch-Partenkirchen kommt an – bei Urlaubern und Tagesausflüglern. Unbegrenztes Wachstum verfolgen die Verantwortlichen von GaPa-Tourismus aber nicht. Schließlich soll die Stimmung unter den Einheimischen nicht kippen. Deshalb streben sie jetzt einen Austausch mit den Leistungsträgern an.

Garmisch-Partenkirchen – Die Aufgaben haben sich gewandelt. Einer, der das am eigen Leib erfahren hat, ist Tourismusdirektor Peter Ries. Als GaPa-Tourismus noch Kurdirektion hieß, fing er 1987 bei der Gemeinde Garmisch-Partenkirchen an. „Damals war unser vorrangiges Ziel die Steigerung der Übernachtungszahlen“, erinnerte er sich. Mit der Änderung des Namens in Tourismusdirektion ging eine neue Aufgabe einher: die Erhöhung der Wertschöpfung im Ort. „Allein darum geht es heute nicht mehr“, erklärte Ries den Mitgliedern des Tourismusausschusses. Entscheidend sei inzwischen auch die Lebensqualität der Gäste und vor allem der Einheimischen.

„Wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir nachdenken müssen“, meint sein Kollege Peter Nagel. Für ihn entscheidend ist die Stimmung unter den Garmisch-Partenkirchnern. Wie kommen sie damit zurecht, dass immer mehr Urlauber und Tagesausflügler in ihre Heimat strömen. Die Marktgemeinde hat rund 27 000 Einwohner. Rechnet man im Schnitt 11 800 Tages- und 4400 Übernachtungsgäste dazu, tummeln sich schon mal 43 200 Menschen in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung. „Und das nicht in der Hochsaison“, betonte Ries. Die Frage, wie sich Einheimische damit fühlen, sei daher berechtigt. „Wie geht’s ihnen, wenn der Eibsee überlaufen ist und man in der Stammwirtschaft rechtzeitig einen Tisch reservieren muss?“

Zustände wie in überlaufenen Tourismus-Destinationen nicht erwünscht

Die Herausforderungen, vor denen GaPa-Tourismus nun steht, sind: Wie zieht man die „richtigen“ Besucher an, wie macht man sie zu Stammgästen und wie sorgt man vor allem dafür, dass sie den Ort weiterempfehlen? Fragen, die mit den Leistungsträgern geklärt werden sollen. Denn schon jetzt ist den Verantwortlichen klar, dass zwar immer mehr Chinesen und auch Inder Europa und damit auch Garmisch-Partenkirchen samt der Zugspitze besuchen. „Zu Stammgästen werden sie aber kaum“, unterstrich Ries. Entscheidend für ihn und Nagel ist die Mischung. Zumal sie dem vorbeugen wollen, dass in Garmisch-Partenkirchen Zustände wie auf Mallorca, in Venedig oder Barcelona, wo zuletzt gegen den Massentourismus demonstriert wurde, einkehren. Richtige Überlegungen, das bestätigten auch die Kommunalpolitiker den Direktoren.

Wie recht die beiden damit haben, belegen die Zahlen. 457 595 Gäste verzeichnete GaPa-Tourismus 2016. Das waren 41,8 Prozent mehr als 2007. In diesem Zeitraum ist die Zahl der Besucher, die nur einen Tag geblieben sind, von 4 auf 4,2 Millionen angestiegen. Was sich im gleichen Zeitraum aber nicht verändert hat, ist die Verkehrsinfrastruktur. Auch in der Tourist-Info, die als persönliche Ansprache für die Urlauber nach wie vor enorm wichtig ist, habe sich wenig getan, bedauerte Ries. Da konnte er sogar den Vergleich von 1991 bis 2017 ziehen: 60,5 Prozent mehr Gästen steht nur einem Anstieg von 9,2 Prozent an Mitarbeiter-Stunden gegenüber. An der räumlichen Situation habe sich zudem seit 26 Jahren gar nichts geändert.

Das weitere Vorgehen soll jetzt im Austausch mit Leistungsträgern und Komunalpolitikern geklärt werden. „Alle Anregungen fließen in diesen Prozess ein“, versprach Ries. Ein Schritt ist schon erfolgt: GaPa-Tourismus verzichtet längst auf den Besuch von Publikumsmessen. „Die Kunst ist, den richtigen Mix zu finden“, betonte Nagel. Auf Märkten, wie dem arabischen, auf denen die Zahlen ausschlagen, habe man die Aktivitäten heruntergeschraubt. „Das ist das Einzige, was wir tun können.“

Rubriklistenbild: © dpa

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