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Die Reise zum Film

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12/10/2017

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Vor ein paar Jahren arbeitete Andrea David in einem Reisebüro. Die meisten Kunden achteten bei der Buchung ihres Urlaubs auf das Klima, auf den Preis oder darauf, wie viele Sterne das Hotel hatte. Doch eines Tages hatte ein Kunde einen Sonderwunsch – und als er sich zu Andrea David setzte, konnte sie nicht ahnen, dass er ihren weiteren Werdegang prägen würde.

Der Mann wollte seine Reise entlang der Drehorte des „Pferdeflüsterers“ buchen. Der Film mit Robert Redford in der Hauptrolle spielt hauptsächlich im Süden des US-Bundesstaats Montana, im verschlafenen Städtchen Big Timber, auf einer Rinderfarm am Fluss Boulder River, umgeben von grünen Wiesen.

David fand dieses Kriterium faszinierend. Deshalb beschäftigte sie sich mit dieser besonderen Art der Urlaubsgestaltung in ihrer Diplomarbeit am Ende des Tourismusstudiums – und eiferte ihr nach dem Abschluss nach. Ihr erster Trip führte sie 2005 nach North Carolina, Schauplatz der Serie „Dawson’s Creek“ und des Films „Forrest Gump“. Damals war die Reise an ehemalige Sets noch ein Hobby. Inzwischen ist es ihr Beruf.

Die Wut gegen Besucher in übervollen Ferienzielen droht der klassischen Reiseindustrie das Geschäft zu verderben. Die hat kein Gegenmittel – und beschuldigt Airbnb und Co.

Andrea David ist die bekannteste deutsche Setjetterin. So nennen sich Menschen, die das Ziel ihrer Reise nach Filmschauplätzen auswählen. Tatsächlich wird sie von Tourismusämtern und Produktionsfirmen darin unterstützt, die Welt zu erkunden.

In den vergangenen Monaten besuchte sie Orte in Irland, den USA und Kanada. Sie schreibt, spricht, lehrt und berät zum Thema. Und auf ihrem Blog Filmtourismus.de berichtet sie von ihren Trips. Mehr als 100 000 Menschen besuchen ihre Seite monatlich; rund 54 000 Nutzer folgen ihr bei Instagram. Besonders häufig per Mausklick goutiert und kommentiert werden Bilder, die den Drehort zeigen und in die David eine Aufnahme aus dem entsprechenden Film hält.

Woher aber rührt die Begeisterung, zu Filmschauplätzen zu pilgern? Was hoffen die Kinofans zu finden? Ist das Phänomen eine Nische für Schauspieler-Groupies, eine neue Form von Eskapismus? „Drehorte sind Sehnsuchtsorte“, sagt Andrea David, „sie bekommen durch einen Film oder eine Serie eine neue Bedeutung und Aura.“ Es gehe darum, die fiktive und reelle Welt miteinander zu verschmelzen. Und wohl auch darum, physisch Teil der Welt zu werden, in der man sich als Zuschauer psychisch zu Hause gefühlt hat. Studien des US-Senders Fox zeigen, dass Zuschauer, deren Lieblingsserie abgesetzt wurde, mit klassischen Entzugserscheinungen reagieren. Was also liegt näher als der Wunsch, den Protagonisten und ihren Lieblings- und Lebensstätten so nahe wie möglich zu kommen?

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