Die hölzerne Konstruktion in Bad Schlema ist die letzte ihrer Art im Erzgebirge. Gebraucht wird sie nicht mehr. Ideen für eine Rettung scheitern derzeit an fehlendem Geld.
Verborgen in einem Buschgürtel an der Zwickauer Mulde, unweit der Eisenbrücke in Bad Schlema, steht ein morscher Turm aus Holz. Auf den ersten Blick könnte es sich um eine alte Belagerungsmaschine handeln, auf den zweiten sogar alles in sich zusammenfallen. Aber die Wismut, die der Urheber des Gebildes ist, hat solide gebaut. Es handelt sich um die Hülle eines Kühlturmes, einst Teil der Belüftung der hiesigen Uranbergbau-Stollen. Früher gab es mehrere solcher Türme, doch dieser ist der Letzte seiner Art. Kulturgut oder kann das weg?
Bei der Unteren Denkmalschutzbehörde im Landratsamt ist das Objekt bislang noch gar nicht bekannt gewesen. Der Turm sei nunmehr aber an das Landesamt für Denkmalpflege gemeldet worden, das für die Erfassung von Kulturdenkmalen zuständig ist und über den denkmalpflegerischen Wert entscheide, sagte ein Sprecher des Erzgebirgskreises.
Würde es nach Hermann Meinel gehen, dem Leiter des Museums Uranbergbau in Bad Schlema, wäre der Fall sonnenklar: "Solche Zeitzeugen sollte man erhalten. Leider fehlt es dem Museum am Geld." In der Ausstellung ist das Modell eines Kühlturmes zu besichtigen. Dort lässt sich nachvollziehen, wie das damals funktioniert hat: In den Stollen bliesen große Ventilatoren Grubenluft an einer Wasserwand vorbei. Das Wasser nahm die Wärme - 63 Grad Celsius in 1000 Meter Tiefe - auf, die Luft kühlte ab. Das warme Wasser wurde zur Oberfläche gepumpt und rieselte durch ein Lamellensystem im Inneren des Turms, wodurch es wieder abkühlte.
"Vor Jahren waren diese Holzlamellen mitsamt der Kupferrohre noch im Turm zu sehen, inzwischen ist er ausgeschlachtet", sagt Matthias Feldner, der Leiter des Landesbildungszentrums des Sächsischen Dachdeckerhandwerks. Auf dessen Grundstück steht der alte Wärmetauscher. "Wir sind ungewollt Eigentümer geworden", erklärt Feldner. "Wir haben ihn bloß stehenlassen, weil die Gemeinde überlegt hat, den Turm mit Lasertechnik zu vermessen und einen Nachbau auf der Halde an der Talstraße zu errichten."
Inzwischen gehört Bad Schlema zu Aue. Oberbürgermeister Heinrich Kohl (CDU) zeigte zuletzt Interesse, wollte das Bauwerk persönlich in Augenschein nehmen. "Konkrete Pläne gibt es jedoch keine", sagt Stadtsprecherin Jana Hecker. "Würde der Turm in die Denkmalliste aufgenommen, wäre es uns möglich, Fördermittel zu beantragen, auch für eine Dokumentation für einen Nachbau." So hängt jetzt wohl alles von der Entscheidung des Landesdenkmalamtes ab.
August 08, 2020 at 09:20AM
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