Im Londoner Stadtteil Shoreditch halten sie sich auf: die Menschen, die Hamburgs Hotelbetreiber für sich gewinnen wollen. Sie sind jung, international, hip. Shoreditch hat die sogenannten Millennials angezogen, aus den verschiedensten Ländern reisen sie dorthin. Martin Murphy, Architekt des Hamburger Luxushotels „The Fontenay“ ist Brite und sagt: Der Geist aus Shoreditch, er fehlt in der Hansestadt. „Hamburg hat im Ausland ein sehr verstaubtes Image.“
In seiner Forderung, sich verstärkt um junge, ausländische Touristen zu bemühen, bestärkt ihn am Donnerstag auch Torsten Scholl, Finanzchef der „Novum Hospitality“, einer Hotelkette mit Sitz in Hamburg. Mit seinen „Niu“-Hotels hat der Konzern auf einen Trend reagiert, den Scholl festgestellt hat: Moderne Hotelgäste, glaubt er, verlangen immer öfter nach individuellen Bleiben.
Nicht mehr bloß ein Bett, ein Schreibtisch, ein Stuhl – moderne Hotels sollen „Storytelling“ können. Heißt: Jede Unterkunft erzählt eine Geschichte und beschert dem Gast auf diese Weise eine Erinnerung, ein Erlebnis. Scholl erklärt das am Beispiel eines seiner „Niu“-Hotels in Essen, es ist im industriellen Stil gestaltet, Grubenlampen hängen von der Decke, die Wände sind tapeziert mit Bergbau-Motiven. In Hamburg-Eppendorf hält Scholls Kette es ähnlich standortgerecht – mit Segeln an den Schränken und klassisch hanseatischen roten Ziegeln, die sich überall im Haus wiederfinden.
Doch mit „Storytelling“ allein ist es nicht getan, will man neue Gäste für die Hansestadt gewinnen. Auf lange Sicht komme man im Hamburg nicht um eine Verdichtung in der Bebauung herum, sagt Architekt Murphy. „Wir brauchen mehr Mut.“ Es müsse verstärkt „in die Höhe“ gebaut werden, bei einigen Projekten funktioniere das bereits. In Lagen wie der Mundsburg oder am Steindamm müsse sich Hamburg das verstärkt trauen.
Murphy ist überzeugt: „Die Stadt kann mehr Verdichtung ertragen.“ Oft stehe dem aber das Baurecht oder Bürgerbegehren im Weg. „Wenn vorher die Öffentlichkeit befragt wird, ist es manchmal ein Prozess von drei bis vier Jahren, bis eine Baugenehmigung kommt“, sagt Murphy.
Schlechte Infrastruktur für ausländische Touristen
Nicht nur das Baurecht ist für Investoren und Hotelbetreiber eine Hürde. Auch die Hamburger Infrastruktur erschwert es, internationale Besucher in die Stadt zu holen. Besonders der Flughafen sei ein zentrales Problem, glaubt Investor Hans Henrik Dige. Er leitet das Immobilienzentrum Hamburg von der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank (DG HYP). Es gebe von dort viel zu wenige internationale Direktflüge. „Man muss so oft zum Beispiel über Düsseldorf fliegen. Das ist ein Hindernis“, sagt Dige.
Architekt Murphy nennt darüber hinaus die Entscheidung der Bürger, sich gegen die Kandidatur als Austragungsort für Olympia 2024 entscheiden zu haben, einen Fehler. Mit Blick auf das Ziel, mehr ausländische Gäste in die Hansestadt zu holen, wäre Olympia ein „Riesen-Booster“ gewesen, sagt er. Der Bau des „Elbtowers“ dagegen sei ein richtiger Schritt, ebenso wie der Bau der Elbphilharmonie. Letztere hat Hamburg bisher 500.000 zusätzliche Hotelübernachtungen beschert.
34 Hotels sind momentan in Hamburg im Bau, halb so viele waren es noch 2006. Die Nachfrage, so Torsten Scholl von „Novum Hospitality“, übersteige das Angebot. Die Frage, wie viele Hotels Hamburg noch vertrage, stelle sich also noch nicht.
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