Anschläge, Putschversuch, Verhaftungen - 2016 war für die Türkei ein schwarzes Jahr. Auch der Tourismus litt schwer darunter. Doch bereits 2017 stiegen die Übernachtungszahlen wieder. Nun hoffen die Reiseveranstalter in Antalya auf einen neuen Boom.
Von Karin Senz, ARD-Studio Istanbul
Antalya im Januar 2018: Die Strände sind leer, viele Hotels geschlossen. Kein Wunder, es ist nicht Saison - auch nicht an der türkischen Riviera bei Durchschnittstemperaturen von tagsüber 15 Grad.
Ab April geht es hier los, und wenn Deniz Ugurs Prognose stimmt , dann wird richtig viel los sein. Der Reiseanbieter hat bei Türkei-Buchungen ein Plus von 200 Prozent: "Vor allem seit Weihnachten, als die Familien zusammengekommen sind und jetzt ins Reisebüro gehen und Buchungen auslösen. Deswegen hoffen und glauben wir, dass die Krise beendet ist."
Die Krise bekam der Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens Bentour mit Sitz in der Schweiz wie viele andere auch voll zu spüren. Eine Woche Antalya für 350 Euro all inklusive gab es im Krisenjahr 2016.
"Diese Preise sind natürlich nicht stellvertretend für die Preise, die eigentlich gebraucht werden, um alle Leistungsträger ordentlich zu bezahlen. Richtig ist, dass ein Flug im Minimum 200 bis 250 Euro im Einkauf kostet. Zusätzlich kosten gute Hotels pro Woche auch pro Person mindestens 300 bis 500 Euro im Einkauf. Dazu kommen noch Transferleistungen etc." Preise von 350 Euro pro Reise hätten den wahren Kosten also nicht entsprochen.
Hilfe vom türkischen Staat
Wie die Niedrigpreise trotzdem möglich waren, erklärt Alaattin Özyürek von der halbstaatlichen Entwicklungsagentur WDMA in Antalya: "Die Regierung hat zwar nicht die Hotels direkt unterstützt, aber die Fluggesellschaften und die Reiseveranstalter. Da hilft sie indirekt."
Keines der 2500 Hotels in Antalya habe schließen müssen, sagt er. Aber natürlich wurden damals Mitarbeiter entlassen. Jetzt sollen sogar noch zusätzliche Leute eingestellt werden.
"Die Erwartungen an das Jahr 2018 sind sehr hoch - wegen der Frühbuchungen. Unser Gouverneur hat offiziell erklärt, dass Antalya dieses Jahr 14 Millionen Touristen erwartet. Vergangenes Jahr waren es zehn Millionen. 14 Millionen ist besser als 2014. Da hatten wir 13 Millionen Touristen. Damals haben wir von den Goldenen Jahren des Tourismus in Antalya gesprochen."
Kritische Premium-Kunden
Auch deutsche Touristen dürften wohl wieder verstärkt kommen, wurde es doch an anderen Urlaubszielen sehr voll und teuer. Eine Familie bezahlte vergangenen Sommer für neun Tage Spanien im Durchschnitt gut 5000 Euro, rechnet Deniz Ugur vor, in der Türkei waren es 3000 Euro.
Außerdem gab es in den vergangenen Monaten keine Anschläge mehr. Deutsche kamen aus türkischen Gefängnissen frei. Das Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei entspannt sich langsam.
Für innenpolitische Probleme interessieren sich Pauschalurlauber selten, die sogenannten Premium-Kunden, die richtig Geld ausgeben, hingegen schon. Normalerweise wären sie jetzt schon in Antalya in den teuren Hotels mit Golfplatz:
"Die Premium-Kunden, zum Beispiel die Golfer, sind sehr stark belesen und achten sehr auf das Image eines Landes. Hier müssen wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten und die politische Lage muss sich weiter entspannen", sagt Ugur.
Auch andere Kunden mit Geld blieben in den vergangenen Jahren weg: die Fußball-Bundesligisten. Einige Mannschaften kamen früher gerne zum Trainingslager nach Antalya. Deniz Ugur vom Reiseanbieter Bentour ist da aber ziemlich optimistisch - nicht ohne Grund: "Eine sehr namhafte Mannschaft aus der Region München ist momentan mit einer zweiten Mannschaft ist sie hier im Gespräch." Das zeige die Bereitschaft, auch mit den Bundesligamannschaften zurückzukehren.
Das, das wissen die Reiseexperten in Antalya, bringt dann auch normale Urlauber wieder zurück an die Strände der türkischen Riviera.
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