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Der Schweizer Tourismus kränkelt: Rettet uns die enorme Nachfrage nach E ...

Bild: KEYSTONE

Der Schweizer Tourismus kränkelt: Rettet uns die enorme Nachfrage nach E-Bike-Ferien?

Die Verkaufszahlen von E-Bikes steigen. Sogar die «New York Times» schwärmt – und selbst Roger Federer will bald mit einem elektrobetriebenen Velo auf die Piste. Das E-Bike soll den Schweizer Tourismus aus der Krise fahren.

Samuel Schumacher / schweiz am wochenende

Eine Reisesparte erlebt in der Schweiz trotz der Flaute gerade einen gewaltigen Schub: der E-Bike-Tourismus. 2016 wurden hierzulande über 75'000 neue E-Bikes verkauft, rund 14 Prozent mehr als 2015. Zu den Käufern gehören immer häufiger auch Reisespezialisten. Zum Beispiel Stefan Maissen. Maissen ist Geschäftsleiter des Velovermieters Rentabike und hat seine E-Flotte auf diese Saison hin aufgerüstet. In seinem Bike-Stall stehen 1500 E-Bikes und 350 E-Mountainbikes – doppelt so viele wie noch letztes Jahr. «Wir hatten 2016 rund 700 Buchungen von ausländischen Reiseveranstaltern», sagt Maissen. «Bis 2015 hatten wir rund 30 Prozent E-Bike-Buchungen. Inzwischen sind es rund 55 Prozent.»

Günther Lämmerer, Geschäftsführer des Schweizer Veloferien-Anbieters Eurotrek, ist trotzdem nicht überzeugt, dass der Elektro-Boom tatsächlich mehr ausländische Touristen in die Schweiz zieht. Die für E-Bike-Touristen konzipierte Herzroute von Rorschach nach Lausanne etwa sei für Ausländer selten ein Thema. «Die Herzroute schafft die starken Zahlen fast ausschliesslich mit Schweizer Gästen», sagt Lämmerer. Er habe nur vereinzelt Anfragen aus Nordamerika.

Das mag aber auch daran liegen, dass ausländische Reiseveranstalter die Organisation von Schweizer E-Bike-Ferien oft gleich selber in die Hand nehmen. Der kanadische Anbieter Butterfield etwa organisiert Luxus-E-Bike-Touren durch die Westschweiz. Beim englischen Spezialisten Hooked on Cycling gibt es mehrere Angebote für die Schweiz, genau wie beim amerikanischen Veranstalter Duvine.

E-Bikes in der Werbung

Auch Schweiz Tourismus setzt auf die leisen Zweiradbrummer, um das Land wieder ins Bewusstsein der Reisenden zu bugsieren. «Wir werden in der Sommerkampagne 2018, die sich um das Velo generell dreht, auch das Thema E-Bike aufnehmen», kündigt Schweiz-Tourismus-Sprecher André Aschwanden an. «Die Herzroute wird eine der Vorzeigestrecken sein.» Hochkarätigen Support erhalten die Schweizer Touristiker dabei von der «New York Times». Die Zeitung adelte die Herzroute kürzlich als Europas kreativstes Velotourismus-Angebot.

Aschwanden ist überzeugt, dass man mit dem E-Bike-Tourismus bisher nicht an Veloferien interessierte Kunden ansprechen könne. Auch wer konditionell nicht mehr ganz auf der Höhe sei, möge problemlos mithalten. «Die Berge», sagt Aschwanden, «werden sozusagen für alle etwas flacher.»

Der Federer-Faktor

Noch ein weiterer Faktor könnte den E-Bike-Tourismus in der Schweiz in naher Zukunft beflügeln: Roger Federer. Der derzeit wohl berühmteste Schweizer hat kürzlich in einem Interview mit der «Coop-Zeitung» erzählt, er wolle sich ein E-Bike anschaffen, «damit ich auch mal über die Hügel und Berge fahren kann, ohne dass ich total kaputt nach Hause komme», so Federer. Letztes Jahr hat er verschiedene Modelle getestet. Sein Fazit: «Unglaublich, wie viel Speed man mit diesen Dingern hat.»

Wer weiss, ob E-Bike-Touristen auf den Schweizer Pisten also bald von King Roger höchst persönlich überholt werden. Passieren dürfte das allerdings frühestens Mitte Juli. Bis dahin ist Federer (wenn alles planmässig läuft) in Wimbledon beschäftigt – ohne elektrische Unterstützung. 

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